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Oliver Hegi turnt am Reck
Legende: Am Reck hat sich Oliver Hegi für die olympischen Spiele 2016 in Brasilien qualifiziert. Keystone

Aargau Solothurn Oliver Hegi: «Ich realisiere erst langsam den Erfolg»

Das gab es seit 24 Jahren nicht mehr: Die Schweizer Kunstturner haben sich für olympische Spiele qualifiziert. Teil dieses Erfolgs ist der 22-jährige Aargauer Oliver Hegi. Er hat an der Weltmeisterschaft in Glasgow im Team- und im Einzelwettbewerb überzeugt. Doch nicht alles lief nach Plan.

Vielleicht war es die Nervosität, vielleicht die Überraschung oder die starke Konkurrenz. Oliver Hegi kann eine Woche nach dem Einzelfinal am Reck selber nicht mehr so genau sagen, an was es lag. Der 22-jährige aus Schafisheim beginnt im Final seine Übung, doch beim zweiten Flugelement läuft nicht alles ganz rund.

Bei diesem Flugelement entscheiden Zehntelsekunden.
Autor: Oliver Hegi Kunstturner aus Schafisheim

Der Aargauer Kunstturner verschätzt sich nur ganz knapp, lässt die Reckstange einen klitzekleinen Moment zu früh los, fliegt deshalb etwas zu weit weg, verfehlt die Stange und klatscht bäuchlings auf die Matte.

Man merke in der Luft schnell, dass es nicht reichen wird, sagt Hegi im Gespräch mit Radio SRF «Angst kommt dann aber nicht auf, im Training erlebt man solche Stürze häufig.» Ausserdem habe es ja eine Matte und der Trainer dämpfe den Sturz ab.

Auf zu den olympischen Spielen in Rio!

Aufregen über das Missgeschick braucht sich Oliver Hegi nicht. Zwar wäre eine starke Einzelleistung im Reckfinal sehr schön gewesen, aber die beiden grossen Erfolge sind zu diesem Zeitpunkt schon Realität. Für ihn selber war es ein Meilenstein sich überhaupt für den Final zu qualifzieren.

Es war ein extrem gutes Gefühl unter den besten acht einen WM-Final zu bestreiten.

Einige Tage früher gelang ihm zusammen mit seinen Teamkollegen aus der Nationalmannschaft der eigentliche Exploit dieser Weltmeisterschaft. Das Schweizer Team qualfiziert sich direkt für die olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro. Letztmals gelang das vor 24 Jahren. «Die Mannschaft hat klar die grössere Leistung gezeigt», findet Hegi. Schliesslich müssen hier alle Übungen passen, nicht nur eine einzige.

Dass er mit seinen Teamkollegen nächsten Sommer nach Brasilien fliegen wird um sich dort mit den Besten der Besten im Kunstturnen zu messen, das realisere er erst langsam, schmunzelt Hegi. Natürlich sei die Quali das grosse Ziel gewesen. Aber bei olympischen Spielen sei vieles möglich. Wenn alles zusammenpasst, dann kann das Team sicher auch unter den besten sechs mithalten, und natürlich lebe man als Sportler auch immer für den Traum einer olympischen Medaille.

Wenig Zeit für den eigenen Verein

Die ersten Turnerfahrungen hat der Schafisheim beim Turnverein Lenzburg gesammelt. Als nationaler Spitzenturner habe er heute aber leider immer weniger Zeit für seinen Stammverein. «Wenn möglich nehme ich an der jährlichen Generalversammlung teil», aber viel mehr liege meist nicht drin.

Lenzburg-interne Wettkämpfe oder Turnabende finden meist dann statt, wenn er in Magglingen ist. Als Mitglied des Nationalkaders trainiert Hegi im eidgenössischen Trainingszentrum im Berner Seeland und wohnt unter der Woche auch dort.

Erst Ferien dann Vorbereitung

Der Schafisheimer will sich in der Vorbereitung auf den grossen Wettkampf auf zwei Dinge konzentrieren: Erstens die Übungen an allen Geräten festigen und perfektionieren, damit er im Teamwettbewerb seinen Beitrag leisten kann.

Zweitens möchte er noch ein neues Flugelement in seine Übung einbauen. Hegi turnt schon länger die gleich Übung, diese habe aber einen verhältnismässig tiefen Schwierigkeitsgrad.

Mit dem neuen Element könnte ich die Lücke zur Spitze beim Schwierigkeitsgrad schliessen.

Zuerst aber gibt es für Hegi kurze Ferien. Eine Woche frei vom Turnsport, heisst das. Zur Schule müsse er trotzdem, «aber nur zwei Tage zum Glück», lacht der Aargauer. Auf die Freizeit, die daneben noch bleibt, freut er sich. In solchen Momenten könne er auch gut mal loslassen und etwas faulenzen. Nach mehr als einer Woche ohne Sport vermisse er jedoch stets das Training.

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