Die Beteiligten haben eine Absichtserklärung unterzeichnet. Der Leiter der Solothurn Classics, Peter Kofmel, und der Intendant der Oper Schenkenberg, Peter Bernhard, sind überzeugt, dass das Zusammengehen auch mit Blick auf potenzielle Geldgeber das Richtige ist.
Peter Kofmels Gründe für die Fusion:
- Solothurn Classics braucht nach dem Abgang von Iris Kofmel eine neue künstlerische Leitung.
- Die Konkurrenz ist gross. Jedes Jahr ein Festival in Solothurn ist zu viel des Guten. Besser ist es, abwechslungsweise ein Festival im Aargau und dann wieder in Solothurn zu organisieren.
- Ein Festival muss ein Event sein. Nur so kann es sich abheben von der Konkurrenz. Das Konzept der Oper Schenkenberg entspricht dieser Vorstellung.
Oper Schenkenberg zahlte Lehrgeld
2010 fand die Oper Schenkenberg zum ersten Mal statt. «Carmen», unter freiem Himmel in Schinznach-Dorf, vor der Kulisse der Weinberge, war ein grosser Erfolg. Drei Jahre später richtete Intendant Peter Bernhard dann mit der grossen Kelle an. In der Gärtnerei Zulauf in Schinznach organisierte er für «Il Trovatore» eine riesige Kulisse.
Künstlerisch war das Echo auf «Il Trovatore» gut. Finanziell war die Produktion aber ein Debakel. Die Bauten hatten zu viel Geld gekostet. Die Oper Schenkenberg konnte ihre Rechnungen nicht mehr begleichen. Der Kanton musste als Geldgeber mit einer Defizitgarantie aushelfen.
Peter Bernhard, künstlerische Leiter der Oper Schenkenberg, zog Lehren aus dem finanziellen Debakel:
- Kulissen zu bauen ist sehr teuer. Günstiger und attraktiver ist es, vorhandene Kulissen (Landschaft, Gebäude) zu nutzen.
- Man ist angewiesen auf Sponsoren. Diese wollen aber Kontinuität im Sponsoring, d. h. jährliche Anlässe und nicht einen Dreijahres-Rhythmus.
Für 2016 sei man finanziell wieder auf Kurs, sagt Peter Bernhard gegenüber Radio SRF. Man habe 40 neue Sponsoren und schon viele hochkarätige Künstler verpflichten können. Die Oper Schenkenberg führt nächstes Jahr «Rigoletto» auf. Die Bühne steht in Windisch, vor der «neugotischen» (wie Bernhard sie nennt) Kulisse der Turnhalle Mülimatt.
Solothurn Classics in den roten Zahlen
Auch den Solothurn Classics lief es zuletzt finanziell alles andere als rund. Die Besucher strömten nicht mehr wie früher ans Klassikfestival. Man habe mit der Ausgabe 2015 ein Defizit von 90'000 Franken gemacht, sagt Peter Kofmel auf Anfrage. Das Festival sei faktisch pleite. Aber aufgeben will Kofmel nicht.
Die Stadt Solothurn hat Opern auf hohem Niveau verdient.
Durch die Fusion von Solothurn Classics und der Oper Schenkenberg soll nun eine professionelle Organisation entstehen mit festen Stellen in der Leitung, bei den Finanzen und in der Werbung. Mit diesen Strukturen wird jährlich eine Freilichtoper organisiert, abwechslungsweise in der Stadt Solothurn und in der Region Brugg-Windisch.
Im Vergleich zu den Bregenzer Festspielen oder einer Opera Avenches wollen sich die Oper Schenkenberg und Solothurn Classics in einer Nische positionieren. Man wolle den Spielort stets wechseln, um «andere Lesarten der Opernliteratur zu finden», sagten die Verantwortlichen.
Neue Orte entdecken, neue Plätze entdecken und bespielen, das funktioniert im Aargau und in der Stadt Solothurn.
Wie das neue Festival heisst, ist noch nicht bekannt. Peter Kofmel verrät aber, dass er eine lange Liste hat von möglichen Namen. Klar ist hingegen, dass der Intendant der Oper Schenkenberg, Peter Bernhard, auch der Intendant des neuen Festivals sein wird.