Die Anforderungen: Die Hürde, um an einem Gericht als Dolmetscher zu arbeiten ist im Aargau tiefer als in anderen Kantonen. Man muss lediglich erklären, dass man die entsprechende Fremdsprache beherrscht. Das sei ein Problem, erklärt Michael Derrer, der in Rheinfelden nebenamtlich als Bezirksrichter tätig ist.
Die Kritik: «Es passiert, dass Dolmetscher grundlegende Rechtsbegriffe nicht kennen», erklärt Derrer. Er habe immer wieder Personen gesehen, die mit ungenügender Kompetenz für das Dolmetschen an Gerichtsverhandlungen aufgeboten werden. Dabei geht es ihm nicht nur um das Verständnis juristischer Begriffe. Eine Übersetzerin oder ein Übersetzer darf auch den Faden nicht verlieren und muss Aussagen korrekt wiedergeben können.
Die Forderung: Derrer, der selber auch als Gerichtsdolmetscher tätig ist, fordert nun professionellere Strukturen. «In anderen Kantonen gibt es eine Eintrittsprüfung, wo die wichtigsten Kompetenzen getestet werden», erklärt er. Die Aargauer Justizleitung habe einen entsprechenden Vorschlag im vergangenen Jahr jedoch abgelehnt.
Die Reaktion: «Die Thematik ist erkannt», erklärt nun die Kommunikationsleiterin der Aargauer Gerichte Nicole Payllier. Bisher scheiterte eine Professionalisierung des Dolmetscherwesens am Geld. Nun prüfe die Aargauer Justizleitung aber neue Massnahmen, erklärt Payllier. Denn gute Dolmetscher an den Gerichten seien wichtig. Aber klar sei, dass eine bessere Ausbildung auch höhere Kosten verursachen würde.