Neuendorf ist bekannt für das grosse Migros-Verteilzentrum. Das Dorf selbst ist aber von der Logistik-Wirtschaft getrennt. Der Dorfkern liegt weit weg von der Autobahn A1. Das freut Gemeinderätin Sandra Kolly: «Wir haben kaum Schwerverkehr durch das Dorf. Neuendorf hat einen Dorfkern von nationaler Bedeutung, es gibt viel Lebensqualität im ländlichen Dorf», sagt sie.
An der Hauptstrasse in Neuendorf hat es drei Restaurants, darunter die «Wirtschaft zum Kreuz». Eine einheimische Familie führt das Restaurant. Viele Vereine kehren hier ein. Wirtin Marlis Marbet wirtet seit 37Jahren im «Kreuz». Im Dorf wird es gemäss einer kurzen SRF-Umfrage sehr geschätzt.
«Das Kreuz bietet Währschaftes, pflegt die Vereine; die Beiz hat viel Zuspruch aus dem Dorf. Wir hoffen das bleibt so», sagt Anni Hummel. Sie lebt seit 40 Jahren hier. «Mein halbes Leben», sagt sie. Neuendorf habe alles: Restaurants, einen Volg, eine Metzgerei, eine Käserei. «Leute kommen auch von weiter her in die Käserei, die ist einfach gut», weiss Hummel.
Neuendorf hat einen kompakten Dorfkern, viel Natur, Bauernhöfe und einen alten Holzspycher mitten im Dorf. Im «Gasthaus zum Ochsen» ist morgens um halb zehn einiges los. Stammgäste plaudern, Handwerker geniessen ihr Znüni.
Ur-Neuendorfer Albin Oeggerli sitzt im «Ochsen» am Stammtisch. Er findet, die Einwohner des Dorfs seien aufgeschlossen: «Wer Anschluss finden will, findet den auch», sagt er. Das Vereinsleben sei gut, die Infrastruktur stimme.
Die Kreisschule lockt viele Familien an. Die Kinder können sämtliche Schulstufen hier besuchen. Die Neuzuzüger machen Oeggerli – im Vergleich zu Anni Hummel – keine Sorgen. Hummel befürchtet, Neuendorf könnte künftig zu einem Schlafdorf werden. Albin Oeggerli findet, Neue und Junge würden gut mitmachen in den Vereinen.
Und auch Gemeinderätin Sandra Koller sagt: «Wir haben am Rande des Dorfes Neubauten, sind rasch gewachsen. Der Zusammenhalt im Dorf ist aber weiterhin da». Man sei modern, aber trotzdem ländlich. Nebst Vereinen bietet Neuendorf auch Freizeitangebote, von Faustball über Chöre bis hin zum Modellflugsportverein.
Ausgangs Neuendorf befindet sich zum Beispiel eine idyllische Minigolf-Anlage. Silvia Bionda führt sie seit neun Jahren. «Es kommen sogar Leute aus Deutschland hierher». Die grosse Anlage ist privat, es gibt auch einen lokalen Verein, der hier trainiert. Schulklassen und kleinere Gruppen besuchen den Platz meist in der Sommerzeit, sagt Bionda gegenüber SRF.
Neuendorf läuft es also ziemlich gut. Naherholung und Dorfleben stimmen. Trotzdem gibt es auch Sorgen. Die Gemeinde musste die Steuern erhöhen, weil viele Kosten anfallen. Bildung und Soziales verschlinge am meisten, heisst es bei der Gemeinde.
Der ansässige Migros-Verteilbetrieb bietet viele Arbeitsplätze in der Region. «Es gab aber auch Firmen, die aus Neuendorf weggingen. Das spüren wir dann sofort bei den Steuereinnahmen», weiss Gemeindrätin Kolly. Das Thema Finanzen ist also omnipräsent.