Marianne Binder soll für die CVP einen der beiden Aargauer Ständeratssitze holen. Sie wurde von den CVP-Delegierten am Dienstag einstimmig nominiert.
SRF News: Sie möchten in den Ständerat, haben aber als Grossrätin keine Erfahrung in der nationalen Politik. Warum soll Ihnen das gelingen?
Marianne Binder: Das ist sicherlich eine Herausforderung. Ich habe aber sehr wohl schon eine gewisse Erfahrung in Bern. Ich habe acht Jahre lang die Kommunikationsabteilung der CVP Schweiz geleitet. Ich kenne das Bundeshaus und den parlamentarischen Betrieb sehr gut. Ausserdem bin ich im Präsidium der CVP Schweiz. Und den Sprung von der kantonalen Politik direkt in den Ständerat haben auch schon andere geschafft.
Die CVP hatte im Aargau bei den letzten Nationalratswahlen bloss einen Wähleranteil von 8,6 Prozent. Als Vertreter einer so kleinen Partei in den Ständerat zu kommen, klingt schwierig.
Gerade bei Majorzwahlen ist die Grösse der Partei nicht so relevant wie bei Proporzwahlen. Wir haben mit Markus Dieth ja auch einen Vertreter im Aargauer Regierungsrat.
Es kommt nicht auf die Grösse der Partei an.
Und im Ständerat hat die CVP immer noch die grösste Gruppe. Das beweist, dass es nicht unbedingt auf die Grösse der Partei ankommt.
Ihr Schwiegervater Julius Binder war für die CVP von 1979 bis 1987 im Ständerat. Ist der Name Binder in diesem Zusammenhang eher eine Last oder eine Chance?
Es sind grosse Fussstapfen. Die Partei hatte damals noch eine grössere Verankerung in der Bevölkerung. Wenn ich zurückdenke ins Jahr 1979, damals hatte die CVP einen Ständerat und vier Nationalräte. Seither hat die Partei viel Wähler verloren. Die Herausforderung wird sein, den Leuten zu zeigen, dass Mitte-Politik spektakulär ist. Kraft gibt mir, dass die Mehrheit der Schweizer keine extreme Position vertreten.
Ein Thema, das sie auch im Ständerat einbringen möchten, ist die Rechtsstaatlichkeit. Was meinen Sie damit?
Ich meine, dass wir im Moment von schwierigen Strömungen bedroht sind, im Zusammenhang mit der Migration. Da kommen Menschen zu uns aus sehr patriarchalen Strukturen. Sie kennen die Prinzipien unseres Rechtsstaats, Gleichheit und Freiheit, zu wenig.
Wir müssen eine anständige Debatte führen.
Ich finde es ist sehr wichtig diese Prinzipien des Rechtsstaats aufrecht zu erhalten. Darüber müssen wir sprechen. Wenn wir schweigen, geben wir den extremen Kräften Auftrieb. Als CVP müssen wir eine anständige Debatte führen, um solchen Kräften Einhalt gebieten.
Mit Pascale Bruderer tritt eine Frau ab. Zählen Sie auf den Frauen-Bonus?
Man soll mich wählen egal, ob ich eine Frau bin oder ein Mann. Natürlich würde ich gerne als Frau nach Bern gehen, aber ich finde das immer schwierig, wenn man darauf pocht, dass man etwas erreichen will, weil man eine Frau ist. Ich bin nicht für eine Frauen-Quote. Ich soll keinen Bonus haben, weil ich eine Frau bin, ich will sowieso überzeugen.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich.