Schloss im Winterschlaf: Das Schloss Wartenfels ist nur von Mai bis Oktober geöffnet, jeweils am Sonntag. Es gilt als Wahrzeichen des Niederamtes und liegt über Lostorf SO. Früher war es eine Ritterburg, später ein Sommersitz für Wohlhabende, heute gehört es einer Stiftung. Momentan ist das Schloss für die Öffentlichkeit im Winterschlaf.
Arbeiten im kalten Schloss: Im Schloss Wartenfels wird im Winter gearbeitet. Man holt momentan in vier Zimmern die Farbe von 1918 hervor. Dank Sponsoren, darunter diverse Stiftungen, sind 400'000 Franken zusammengekommen. Die Stiftung nutzt diese für die Renovationsarbeiten, die das normale Budget sprengen.
Die Farbe von 1918: Das Schloss wurde von Fachleuten und der Denkmalpflege genau untersucht. Farbe um Farbe wurde vorsichtig abgetragen und geschaut, welche Farbschicht auf dem Mauerwerk ist. 1918 wurde das Schloss vom Basler Industriellen Georg Meidinger gekauft. Er und seine Frau prägten viele Zimmer im Jugendstil. Terracotta, Apricot, Olivgrün, blau – die Farben sind anders als gewohnt, aber waren damals im Trend, sagt Architekt Reto Esslinger.
Warum dieser Stil? Der Stil von 1918 wird nun in vier Zimmern hervorgehoben. «Denkmalpflege, Bauuntersuchungen, Stiftung, Architekt: Alle legen zusammen eine Strategie für ein Restaurierungskonzept fest. Das ist nie ein spontaner Entscheid», sagt der zuständige Architekt Reto Esslinger auf dem Rundgang. Es gab viele Fotos, Dokumente, Farbreste, die es den Restauratoren erlauben, den Zustand von 1918 zurückzuholen. Zudem gibt es einen mittelalterlichen Saal und auch Zimmer im Bauernstil, eine Art Zeitreise durch das Schloss also.
Die Meidingers und die Pförtner: Zum Schloss Wartenfels gehören unter anderem eine Kapelle, ein Barockgarten, Stallungen oder auch das Pförtnerhaus. Das wurde, wie das Schloss auch, aussen bereits renoviert. Nun konnte auch das Innenleben neu gemalt werden. Die Wände sind nicht mehr kalkweiss, sondern leuchten orangefarben in Apricot. «Die alte Küche von 1918, die Eltern-Betten im oberen Stock, das Bett der Grossmutter im Esszimmer, das alles zeigt das Leben der einfachen Leute auf kleinstem Raum damals. Das wollen wir auch zeigen», sagt der Präsident der Stiftung Schloss Wartenfels, Peter André Bloch.
Ein Schloss zum benützen: Auf Schloss Wartenfels gibt es Lesungen, Konzerte, Hochzeiten, Taufen, Feste. Früher musste man das Essen im aufgestellten Zelt organisieren. Unterdessen wurde der Eingangssaal mit Glas restauriert und geschlossen. Die Feierlichkeiten sind nun drinnen möglich, ohne teure Zeltmiete. Die Zimmer im Jugendstil, ein Rittersaal, der Keller mit Kunstausstellungen – Wartenfels bietet viele Aktivitäten, sei aber noch zu wenig bekannt, finden Stiftungsratspräsident und Architekt auf dem Rundgang.
Zu wenig bekannt? «Es ist ein Geheimtipp, eigentlich schade kennen es nicht mehr», so Architekt Reto Esslinger. Man habe bewusst kein Schicki-Micki-Schloss restauriert, es dürfe Ecken und Kanten haben, die Gebrauchsspuren sollen sichtbar bleiben. Die Bevölkerung soll das Schloss nutzen, findet auch die Stiftung. Die knallig-restaurierten Räume sollen helfen, das Schloss noch bekannter zu machen. Die Besucher erfahren so etwas über die Geschichte von Wartenfels, über die Schlossherren Meidinger um 1918, über Farben, die vor rund hundert Jahren Trend waren.
Zukunft des Schlosses: Stiftungsratspräsident Peter André Bloch ist unterdessen 83 Jahre alt. Noch kann er gut über die steilen und unebenen Treppen des Schlosses steigen. Irgendwann wolle er sein Amt abgeben, sagt er. Es habe über die Jahre hier viele Freundschaften gegeben, auch weil auf Wartenfels viele Freiwillige arbeiten, sagt er. Das Schloss soll immer ein Schloss für alle sein. «Demokratisch, eigentlich ganz anders als das Naturell eines Schlosses», sagt er.