«Gaggse» ist das Lieblings-Mundart-Wort von Lutz Fischer. Der reformierte Pfarrer in Wettingen ist einer der beiden Macher der «Wettiger Nochrichte», einer Online-Zeitung, die komplett in Dialekt verfasst ist.
Der andere Kopf der Lokalzeitung ist Fabian Schmid. Er arbeite in der Technologiebranche, erzählt er, «bin'ere Firma, wo i de Region sehr starch isch und zimli am Afang vom Alphabet isch». Und schon sind wir mitten in der Welt von Fischer und Schmid: Buchstaben!
Schreibt man nun «Schwiiz» oder «Schwyz», «händ» oder «hend»? Darüber können sich die beiden Dialektschreiber stundenlang leidenschaftlich unterhalten. Und oft werden sie sich nicht einig. Lutz Fischer schreibt «öich», Fabian Schmid plädiert für «euch».
Die «Wettiger Nochrichte» sind womöglich das einzige Online-News-Portal, das in Dialekt verfasst ist. Er kenne jedenfalls kein anderes, sagt Fischer. Und weshalb schreiben sie die Nachrichten nicht in Hochdeutsch, wie es alle anderen tun? «Ich schriib d'Wettiger Nochrichte in Dialäkt, will ich bin do in Wettige gebore, das isch mini Muetersproch, und ich finds wichtig, dass'mer öisem Dialäkt Sorg träge, das ghört zu de Schwiz», sagt Fabian Schmid.
Lutz Fischer, der in Deutschland aufgewachsen ist: «Für mich isch Mundart eppis, wo'me ebe nid nume cha rede, sondern au schriibe. Und ich finds schad, s'Gfüehl z'ha, das gaht nume für Gedicht oder Churzgschichte. Ich bi überzoge, me cha au Nachrichte, me cha au Enziklopädiie, me cha alles in Mundart schriibe.»
Auf der Homepage der «Wettiger Nochrichte» ist tatsächlich alles in Mundart verfasst. Sogar die «Dateschutzerklärig» kommt in einer Dialekt-Version daher. Dass viele Leute Mühe haben, Dialekt zu lesen, ist den beiden Wettingern egal. Lutz Fischer: «Ja, es gitt Rückmeldige wie 'Das cha'me ja nid leese, was ihr da schriibet, das isch ja furchtbar'. Oisi Standartantwort isch: Ihr müend nid, s'isch freiwillig!»
Lutz Fischer und Fabian Schmid schreiben so gerne in Mundart, dass sie sogar einen Verband gegründet haben: «Verband vo de Dütschschwiizer Mundart-Journaliste» steht auf den selbstgemachten Presseausweisen. Der Verband hat sieben Mitglieder. Fünf von ihnen arbeiten für die Wettiger Nochrichte.
Übrigens: Das Lieblings-Dialekt-Wort von Fabian Schmid ist «schperrangelwitt offe». Wie man das jetzt wohl korrekt schreiben soll?