Was ist Wildobst: Wildobstsorten sind die Vorgänger des heute bekannten Obstes. Anders als dieses, wurden die wilden Früchte nicht oder kaum gezüchtet. Früher wuchs Wildobst überall in der Schweiz. Im grossen Stil angebaut wurde es aber nie – im Gegensatz zu anderen Ländern. Zu gross war der Aufwand, die kleinen Früchte von den oft stachligen Büschen zu ernten.
Bedeutung von Wildobst: Die Stiftungen KLAS (Kultur Landschaft Aare Seetal) und ProSpecieRara setzen sich für Wildobst ein. Für Victor Condrau von KLAS sind Hecken aus Wildobstpflanzen eine gute Alternative zu den verbreiteten Thuja- oder Kirschlorbeerhecken. Das heimische Wildobst biete einen guten Lebensraum und eine Nahrungsquelle für Vögel, kleine Säugetiere und Insekten, erläutert er gegenüber Radio SRF.
Die Früchte des Wildobsts können auch gegessen werden. «Sie sind besonders gesund, vitaminreich und schmackhaft», sagt Condrau. Zum Wildobst gehören unter anderem Sanddorn, Kornelkirsche, Schwarzdorn (Schlehe), Felsenbirne, aber auch die Vogelbeere. Condrau versichert: «Vogelbeeren sind nicht giftig.» Gekocht könnten sie auch in grösseren Mengen konsumiert werden, zum Beispiel als Konfitüre oder Sirup.
Sammlung in Dürrenäsch AG: Auf anderthalb Hektaren Land oberhalb von Dürrenäsch im Aargauer Seetal haben die beiden Stiftungen KLAS und ProSpecieRara nun einen Baumgarten, ein sogenanntes Arboretum angelegt. Darin sind bereits 650 verschiedene Wildobstsorten gesetzt. Das Ziel sind 700 bis 800. «Es ist eine Art lebende Genbank», sagt Projektleiter Victor Condrau zum Arboretum.
Die Beschaffung der Pflanzen für das Arboretum war nicht ganz einfach. Zum Teil mussten die Wildobststräucher im Ausland beschafft werden. Dort wird Wildobst auch kommerziell angebaut.
Ziel des Arboretums: Mit dem Arboretum soll das Überleben von zahlreichen Wildobstsorten gesichert werden. Projektleiter Condrau ist überzeugt: «Irgendwann muss man wieder auf alte Sorten zurückgreifen, um neue Züchtungen zu machen.» Das Projekt Wildobst soll bekannter gemacht werden – unter anderem mit Führungen durch das Arboretum. Geplant ist zudem, Stecklinge zu machen, sobald die Pflanzen etwas grösser sind, so dass Wildobst in Gärtnereien und Privatgärten wieder Einzug halten kann.
Wie wirtschaftlich ist Wildobst: Parallel zum Arboretum prüft ein Bauernbetrieb in Hallwil die Wirtschaftlichkeit von Wildobst. Dieses Projekt ist ein Teil des gesamten Wildobstprojekts, allerdings wirtschaftlich unabhängig. Bauer Thomas Urech hat mit seinen Kollegen eine Hektare mit Wildobst bepflanzt.
Urech ist überzeugt vom Wildobst: «Wildobst ist einfacher anzubauen als Äpfel oder Kirschen.» Wildobststräucher seien viel weniger anfällig für Krankheiten und deshalb brauche es viel weniger Pflanzenschutzmittel – ideal auch für den Bioanbau.
Super Food Wildobst: Wegen seines grossen Vitamingehalts und der vielen Antioxidantien sei Wildobst eine Art «Super Food». Bauer Thomas Urech will dieses Label bei der Vermarktung nutzen: «Unter dem Begriff Super Food hat Wildobst heute Potential». Im Herbst, wenn die erste Ernte ansteht, will er auf seinem Hof Konfitüre aus Kornelkirschen, Saftmischungen, Felsenbirnensirup und Schlehenschnaps herstellen.