Aargau Solothurn - «Wir hatten die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgegeben»
Es ist das erste Adventswochenende, Samstag, der 27. November 2004. In Gretzenbach sterben sieben Feuerwehrmänner beim Einsturz einer Betondecke. Für Markus Gugger wird das Drama nie vergessen sein. Er war der Feuerwehr-Kommandant und hatte die Männer in die Unglücks-Garage geschickt.
Es ist kurz nach 6 Uhr an diesem Samstagmorgen, dem 27. November 2004. Die Stützpunktfeuerwehr Schönenwerd dringt in eine unterirdische Einstellhalle ein, um drei brennende Autos zu löschen.
Gegen 7.15 Uhr stürzt unvermittelt innert Sekunden die Betondecke herab und begrägt zehn Männer, die sich bereits auf dem Rückzug befinden. Drei Männer können sich retten. Für sieben Männer kommt jede Hilfe zu spät.
Das Unverhoffte
Die getöteten Feuerwehrmänner sind zwischen 27 und 42 Jahre alt. Mit Ausnahme des 27-Jährigen handelt es sich um langjährige und erfahrene Feuerwehrleute. Vier der Toten sind verheiratet, drei hinterlassen Kinder.
Den Einsatz angeordnet hatte Feuerwehr-Kommandant Markus Gugger. Zehn Jahre nach dem Drama erinnert sich Gugger im Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF: «Es läuft alles wie ein Film ab. Der Alarm. Das Unverhoffte, mit dem wir nie gerechnet hatten.»
«Das wird nie vergessen sein»
Audio
Markus Gugger: Erinnerungen ans Feuerwehr-Unglück von Gretzenbach (26.11.14)
13:14 min
abspielen. Laufzeit 13 Minuten 14 Sekunden.
Es vergingen Stunden an diesem 27. November, bis feststand, dass sieben Männer ums Leben gekommen waren. Die Feuerwehrleute, welche ihre Kameraden zu retten versuchten, hatten die Hoffnung lange nicht aufgegeben, erzählt Markus Gugger. Die Hoffnung, die Kameraden vielleicht in einem Hohlraum wohlbehalten zu finden.
Mittlerweile muss Gugger nicht mehr jeden Tag an das Unglück denken. Er habe es in eine Schublade versorgt, könne es hervorholen, wenn er das Bedürfnis habe. «Das wird das ganze Leben lang bleiben, nie vergessen gehen».
Die Schuldfrage nagte
Nach dem Unglück war der Kommandant täglich mit dem Drama konfrontiert. Mehr als ein ganzes Jahr lang drehte sich Markus Guggers Leben um fast nichts anderes. Die Familie habe gelitten; er habe Hilfe benötigt, um sie nicht zu verlieren, erzählt er.
Und er hatte sich die Schuldfrage gestellt. Zwar stand von Anfang an fest, dass Markus Gugger keinen Fehler gemacht hat. Aber er hatte den Befehl gegeben, die Feuerwehrmänner in die Unglücks-Garage geschickt. Erst als Jahre später ein Gericht festhielt, dass die Feuerwehr keine Schuld trifft, sei die Schuldfrage für ihn erledigt gewesen.
Bis 2012 ist Markus Gugger in der Feuerwehr geblieben. «Ich war mit Leib und Seele Feuerwehrmann», erzählt er im Gespräch mit Radio SRF. Aufzuhören wäre wie eine Flucht gewesen, das sei für ihn nicht in Frage gekommen.
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