Nach 103 Jahren dürfte die Baselworld Geschichte sein. Nach dem Auszug der Swatch und anderer wichtiger Uhrenmarken vor zwei Jahren haben heute auch fünf weitere grosse Uhrenfirmen unter der Führung von Rolex beschlossen, ab nächstem Jahr ihren eigenen Uhrensalon in Genf abzuhalten. Mit Rolex ziehen auch Tudor weg, das zu Rolex gehört, sowie Chopard, Patek Philippe und Chanel.
«Keine Überlebenschance mehr»
Daniela Bellandi, Journalistin bei der Fachzeitschrift Gold'Or rechnet damit, dass dies auch das Ende der Baselworld ist. «Mit den verbleibenden, kleinen Uhrenmarken lässt sich die Messe nicht mehr durchführen,» ist die Journalistin überzeugt.
Ausser der Baselworld gelinge noch ein Coup, und die vor zwei Jahren unter lautem Getöse ausgezogene Swatch-Group kehre wieder nach Basel zurück. «Vielleicht könnte Swatch-Group Chef Nick Hayek die Idee locken, die Baselworld zu retten und er kommt zurück nach Basel,» sagt Bellandi. Doch wenn dies nicht passiere, sei die Baselword wohl Geschichte.
Genf als Eldorado der Edelmarken
Die neue Messe in Genf wird von der Fondation de la Haute Horlogerie FHH durchgeführt. Die FHH wiederum wurde unter anderem Namen von den beiden Luxuskonzernen Richemont und Cartier vor rund 30 Jahren gegründet. Damit wandten sie sich von der Uhren- und Schmuckmesse in Basel ab und führen seither ihre eigene Hausmarken-Messe in Genf durch. Die übrigen grossen Uhrenmarken wie Patek Philippe, Rolex oder Chopard hielten sich die Konkurrenz in Genf immer geographisch vom Leibe, in dem sie Basel die Treue hielten. Tempi Passati!
Allerdings sind die fünf Uhrenmarken, die nun von Basel wegziehen, weiterhin darauf erpicht, Distanz zu Richemont zu markieren. Auch wenn die Veranstalterin die gleiche ist und ihre Messe zeitgleich mit jener der Richemont-Gruppe stattfinden soll, will man organisatorisch unabhängig voneinander bleiben.
Überlebt die Messe Schweiz ?
Die Baselworld gehört organisatorisch zur Messe Schweiz, die auch die Kunstmesse Art und weitere, kleinere Messen organisiert. Wegen der Corona-Krise und der Absage der diesjährigen Baselworld hat sie ohnehin schon angekündigt, dieses Jahr eine Umsatzeinbusse von 130 - 170 Millionen Franken zu erleiden. Bis jetzt hiess es, das Überleben der Messe Schweiz sei garantiert. Ob das unter den neuen Voraussetzungen immer noch der Fall ist, ist im Moment unklar.
Scharfe Reaktion der Messe Schweiz
Dass sich die Messe Schweiz von den fünf Uhrenmarken verschaukelt fühlt, zeigt ihr scharfes Statement von Dienstagabend. Darin zeigt sich die Messe überrascht und nimmt die Absage mit Bedauern zur Kenntnis. Sie wirft den Uhrenmarken aber auch ein unredliches Spiel vor. Alle fünf Uhrenmarken seien im Ausstellerkomitee vertreten, man habe gemeinsam das neue Durchführungsdatum für die Baselworld in den Januar 2021 gelegt. «Die Absicht einer Abwanderung nach Genf ist nie erwähnt worden. Die MCH Group muss daraus schliessen, dass die entsprechenden Pläne seit längerer Zeit vorbereitet worden sind und die Diskussionen über die finanzielle Regelung der Absage der Baselworld 2020 nun als Argument vorgeschoben werden.»
Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass die Aussteller keinen Franken zahlen wollen für die ausgefallene Baselworld, obwohl dies in den Verträgen abgemacht wurde. Diese Auseinandersetzung bezeichnet die Messe auf dem Hintergrund der neuen Messe in Genf als «vorgeschobenes Argument».