Chios, eine griechische Insel nur zehn Kilometer vom türkischen Festland entfernt. Der kleine Hafen ist idyllisch, nur die vielen, riesigen Grenzwachschiffe erinnern daran: Hier wird die EU-Aussengrenze mit allen Mitteln dicht gemacht. 3000 Flüchtlinge sind aber schon auf der Insel, darunter viele Kinder. 120 von ihnen gehen neuerdings zur Schule.
Von einer Hauruck-Aktion zum Schulleiter
Gegründet hat diese der Basler Bastian Seelhofer, 28, Sozialarbeiter: «Angefangen hat alles im letzten Septermber, spontan habe ich mich dazu entschlossen, zusammen mit anderen auf der Balkanroute Kleider und Essen zu verteilen.» Als die Balkanroute geschlossen wird und die Flüchtlinge nun per Schlepperboot über die Ägais kommen, ändert Seelhofer den Hilfseinsatz und gründet den Verein «Be aware and share» (Baas). Nun nehmen sie ankommende Flüchtlingsboote in Empfang. Durch den EU-Türkei-Deal ändert sich die politische Situation erneut: Boote kommen fast keine mehr an, dafür bilden sich auf der Insel nun Flüchtlingslager, die Leute dürfen nicht mehr weiterreisen. Also ändert Baas ihren Hilfseinsatz wieder: Jetzt also eine Flüchtlingsschule.
Endlich kann ich wieder meinem Beruf nachgehen
Die Lehrpersonen, welche unterrichten, sind selber auch Flüchtlinge, die vor ihrer Flucht als Lehrer und Lehrerinnen gearbeitet haben. So z.B. Fatma Al-Fawaz aus Syrien. Sie vermisse ihren Job sehr: «Dass ich nun hier unterrichten kann, ist das einzig Gute an meiner schwierigen Situation», so Al-Fawaz, die mit viel Engagement den Kindern Englisch beibringt.
Unerfahrene Helfer – wie sinnvoll sind private Initiativen?
Die Leute von «Be aware and share» sind jung, motiviert und voller gutem Willen. Aber sie sind auch unerfahren punkto Flüchtlingshilfe. Neben den grossen Organisationen, wie der UNHCR, tummeln sich viele Freiwillige auf Chios. Besteht nicht die Gefahr, dass sie eher Chaos stiften, in einer sowieso schon chaotischen Situation? Auf diese Frage antwortet Manuel Bessler, der Chef der Humanitären Hilfe im Departement für auswärtige Angelegenheiten: «Wir finden private Initiativen toll und sie sind in solchen Notsituationen absolut notwendig und hilfreich.»
Baas wird vor Ort auch von grossen Organisationen finanziell unterstützt, z.B. vom Norwegian Refugee Council (NRC), eine renommierte Organisationen punkto Flüchtlingshilfe. Und die UNHCR organisiert regelmässig Treffen zwischen den grossen, offiziellen Organisationen und den kleinen, privaten Initiativen wie Baas. «Die Zusammenarbeit zwischen den grossen Organisationen und den kleinen läuft gut», freut sich Bastian Seelhofer.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)