Am Montag haben das Basler Standortmarketing und die Fachstelle Messen und Märkte den sogenannten Schlemmermarkt eröffnet. Dieser soll jeweils zum Wochenbeginn den Marktplatz beleben und den klassischen Stadtmarkt ersetzen, der neu von Dienstag bis Samstag stattfindet. Es soll eine Street-Food-Atmosphäre entstehen, sagt Sabine Horvath, Leiterin des Standortmarketings. Angeboten wird ein breites Spektrum an Produkten wie Burger, Curry-Würste oder Piadinas.
Grosszügige Interpretation
Was beim Premierenbesuch des Schlemmermarktes zudem ins Auge stoch: Anders als bei allen anderen Veranstaltungen im öffentlichen Raum werden die Esswaren am Schlemmermarkt auf Wegwerfgeschirr ausgegeben. Das ist im Prinzip verboten. Seit 2014 gilt in Basel-Stadt nämlich eine Mehrwegpflicht. Diese verlangt, dass an Anlässen auf öffentlichem Grund für Getränke und Esswaren nur bepfandetes Mehrweggeschirr sowie bepfandete PET-Flaschen verwendet werden dürfen. Das zuständige Amt für Umwelt und Energie (AUE) listet dabei Pappteller und Wegwerfgeschirr explizit auf.
Daniel Arni, Leiter der Fachstelle Messen und Märkte, erklärt diese Diskrepanz so: «Am Schlemmermarkt werden bislang nur Karton-Schalen für Würste ausgehändigt.» Diese seien als einzige Ausnahme nicht mehrwegpflichtig. Und die Karton-Boxen für die Burger gelten als Take-away und müssten ebenfalls nicht zurückgebracht werden. Seine Abteilung stehe in regem Austausch mit dem AUE und würde darauf achten, dass sich alle Betreiber am Schlemmermarkt an die gesetzlichen Regeln halten.
Die grosszügige Interpretation der Mehrwegpflicht kommt bei den Basler Gastronomen nicht gut an. Cyrill Lang von der Rhyschänzli-Gruppe, welche in Basel mehrere Restaurants führt und die Buvette am Rheinbord betreibt, amüsiert sich darüber, dass der Kanton bei Anlässen, die er selber organisiert, seine eigenen Auflagen plötzlich nicht mehr so streng sehe und eher Toleranz walten lasse.
Staat bemerke, wie schwierig es ist
Ins gleiche Horn stösst Sebastian Kölliker, der als ehemaliger Präsident des Jugendkulturfestivals die Einführung der Mehrwegpflicht selber miterlebt hat. Wenn bei Veranstaltungen des Kantons andere Massstäbe angewandt würden, sei das fragwürdig und irritierend. Böse Absicht vermutet er jedoch nicht. «Da steckt keine Systematik dahinter. Ich glaube vielmehr, dass der Staat, wenn er selber als Organisator auftritt, merkt, wie aufwändig das ist mit all den Gesetzen und daher eher mal eine Abkürzung nimmt, die ein privater Veranstalter nicht nehmen kann.»