Wer dieser Tage über die Mittlere Brücke will, braucht Zeit und Nerven. Fussgänger und Velofahrer müssen sich das Trottoir teilen und geraten sich dabei regelmässig in die Haare. Und für die Trampassagiere ist die Brücke derzeit komplett gesperrt, sie müssen weite Umwege in Kauf nehmen.
«Am Rande der Zumutbarkeit»
Für Beat Leuthardt, BastA-Grossrat eine Situation «am Rande der Zumutbarkeit und manchmal sogar darüber hinaus». Er gelangt nun deshalb mit einem Vorstoss an die Regierung und verlangt, dass diese prüft, ob es möglich wäre, ein Dienstgleis über die Johanniterbrücke zu legen.
Ein Dienstgleis ist ein Gleis, das nicht regelmässig von einer bestimmten Linie befahren, sondern primär als Ausweichroute genutzt wird. Das Dienstgleis über die Johanniterbrücke käme dann bei Sperrungen der Mittlere Brücke zum Einsatz - und solche Sperrungen seien ja nicht selten, zum Beispiel am 1. Mai, an der Bundesfeier, am Vogel Gryff oder an der Fasnacht.
Grundsätzlich ist die Idee, eine Tramlinie über die Johanniterbrücke zu betreiben, nicht neu. Bis 1966 sind Trams über diese Brücke gefahren und seit der Schliessung der Route war deren Wiederbelebung immer wieder ein Thema. Derzeit spricht man vom Tram 30, dass dereinst über die Johanniterbrücke fahren soll.
Kosten von 100 Millionen Franken
Beim Baudepartement hat man diese Tramlinie 30 auf der Traktandenliste. Bereits wurde der Bund angefragt, ob er bei der Finanzierung hilft. Denn eine neue Tramlinie kostet viel Geld, in diesem Fall sicher über 100 Millionen Franken, sagt Rainer Franzen, Leiter Mobilitätsplanung beim Baudepartement.
Gleichwohl verfolge man das Projekt, auch weil man sich von einer Tramlinie über die Johanniterbrücke eine Entflechtung der stark befahrenen Route Barfüsserplatz - Claraplatz verspricht. Ob und wann die Tramlinie 30 allerdings tatsächlich kommt, ist offen. Und solange diese Fragen nicht geklärt sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass Leuthardts Vorschlag aufgegriffen und einfach nur ein Dienstgleis über die Johanniterbrücke gebaut wird.