Schlagzeilen mit rassistischen Vorfällen an der Fasnacht geben diese Tage viel zu reden. An einem Umzug in Belgien gab es judenfeindlichen Darstellungen, am Fasnachtsumzug im sankt-gallischen Wangs fiel ein umstrittener Fasnachtswagen negativ auf und jetzt sorgt auch ein Fall rund um die Basler Fasnacht für Diskussionen.
Wie die «Basellandschaftliche Zeitung» am Dienstag schreibt, hätten Mitglieder der Guggenmusik «Gülle Schlüch» auf einer Pauke und auf Kleidern Neonazisymbole verwendet. Und auf einem Video, das der «Basellandschaftlichen Zeitung» vorliegt, sieht man, wie ein Trompeter während eines Auftritts im Guggenkeller den Arm zum Hitlergruss hebt.
Das «Regionaljournal Basel» hat mit dem Extremismus-Experten Samuel Althof über den Fall gesprochen.
SRF Regionaljournal Basel: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Mitglieder der Gülle Schlüch rechtsextremes Gedankengut haben?
Samuel Althaus: Ich war nicht völlig überrascht. Diskriminierende Äusserungen gibt es immer wieder im Zusammenhang mit der Fasnacht. Das beobachte ich schon seit vielen Jahren. Klar ist, dass es an der Basler Fasnacht keinen strukturellen Rassismus gibt. Aber: Die Fasnacht ist ein Abbild der Gesellschaft und da gibt es auch rechtsextreme Ideologie. Aber einfach Hinnehmen und Akzeptieren darf die Gesellschaft solche Vorfälle nicht.
Einzelne Mitglieder der «Gülle Schlüch» tragen laut dem Zeitungsartikel Symbole aus der rechten Szene. Lässt sich daraus auch auf Nazi-Gedankengut schliessen?
Es ist die Kombination mehrere Symbole, die solche Rückschlüsse zulassen. Zum Beispiel tragen Mitglieder der Guggenmusik auf Fotos Kleider der Marke «Thor Steinar». Diese Marke ist in der rechtsextremen Szene beliebt. In Kombination mit bestimmten Klebern auf den Instrumenten und auch dem Hitlergruss wird eine Reizschwelle klar überschritten.
Halten Sie die Guggemusik «Gülle Schlüch» für einen Art Neonazi-Treff?
Nein, das glaube ich nicht. Vermutlich hat ein Teil der Gruppe eine rassistische Gesinnung. Aber eine Guggenmusik ist ein grosser Verein und da glaube ich nicht, dass alle diese Meinungen teilen.
Das Gespräch führte Marlène Sandrin.