Es ist die Unternehmerin Monika Strobel, welche für eine echte Wahl und für Spannung bei den Arlesheimer Gemeinderatswahlen sorgt. Ohne ihre Kandidatur wäre es zu einer stillen Wahl gekommen.
Sie kandidiere, damit die Interessen des Gewerbes in Zukunft noch besser vertreten seien, begründet Strobel: «Wir haben ein gutes Einvernehmen mit dem Gemeinderat. Aber die tatsächlichen Herausforderungen, mit denen wir als Gewerbler jeden Tag konfrontiert sind, können Aussenstehende nicht verstehen.» Strobel, die im Herzen des Dorfes ein Uhren- und Bijouterie-Geschäft führt, spricht damit vor allem die Parkplatzsituation an. Es sei äusserst wichtig, dass die Kundinnen und Kunden in der Nähe der Geschäfte parkieren könnten. Sonst würden diese früher oder später ausbleiben.
Strobel legt zwar Wert darauf, keiner Partei anzugehören, sie kann aber klar dem bürgerlichen Lager zugerechnet werden. Das bestätigt auch die Tatsache, dass die Mitte-Parteien und auch die FDP Strobel unterstützen.
Rot-Grüne Mehrheit
Seit 8 Jahren verfügt im Arlesheimer Gemeinderat Rot-Grün über die Mehrheit. Die Bürgerlichen stellen mit der FDP drei der sieben Sitze, Rot-Grün besetzt bisher vier Sitze. Davon ist einer in der Hand der SP, drei befinden sich in der Hand der grünen Ortspartei Frischluft.
Sowohl FDP als auch Frischluft wollen bei diesen Wahlen einen vakanten Sitz neu besetzen. Bei der grünen Gruppierung Frischluft versucht die Arlesheimer Physiotherapeutin und Frischluft-Co-Präsidentin Nicole Barthe Seelig mit ihrer Kandidatur die starke Stellung der Frischluft im Gemeinderat zu verteidigen.
Bei der FDP will die Anwältin Brigitte Treyer den vakanten Sitz der Partei einnehmen.
Doch spielt es in der Gemeindepolitik überhaupt eine Rolle, wer im Gemeinderat die Mehrheit hat? Die Arlesheimer Politikerinnen und Politiker beantworten diese Frage im ersten Moment übereinstimmend mit «Nein», um dann gleich auf die grosse Ausnahme hinzuweisen, nämlich die Finanzpolitik. Gemeindepräsident Markus Eigenmann von der FDP sagt: «Die Ausgabefreudigkeit ist auf der linken Seite deutlich ausgeprägter als bei den bürgerlichen Parteien.»
Gemeinderat Jürg Seiberth, der den einzigen Sitz der SP im Gemeinderat verteidigen will, sagt seinerseits: «Die Bürgerlichen wollen keine Erhöhung des Steuerfusses. Und die Links-Grünen wollen keine Veräusserung von Gemeindeliegenschaften.»
Wegen dieser unterschiedlichen Haltungen spielt die Mehrheitsfrage bei den Arlesheimer Gemeinderatswahlen eben doch eine Rolle. Zwar geht es der Gemeinde momentan finanziell gut. Gemeinsam mit Bottmingen weist Arlesheim den tiefsten Steuerfuss aller 86 Baselbieter Gemeinden auf. Allerdings ist der Anteil der natürlichen Personen am Steueraufkommen überdurchschnittlich gross. Das bedeutet: Es brauchen nur ein, zwei gewichtige Steuerzahler wegzuziehen, und schon geraten die Finanzen aus dem Lot. Ausserdem weist Gemeindepräsident Markus Eigenmann darauf hin, dass in den letzten Jahren der rot-grünen Mehrheit die Bevölkerung nicht gewachsen sei, die Ausgaben hingegen schon.
Zu wenig günstige Wohnungen
Arlesheim wird von anderen Gemeinden oft benieden. Doch auch die Arlesheimerinnen und Arlesheimer dürckt in gewissen Punkten der Schuh. So hat eine Bevölkerungsumfrage gezeigt, dass sich viele Menschen Sorgen machen wegen fehlendem günstigem Wohnraum und schwindenden Grünflächen. Gemeindepräsident Markus Eigenmann ergänzt, Arlesheim müsse darauf achten, dass die Gemeinde nicht «überaltere».
SRF1, Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr