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Geschäft mit Flüchtlingen Schwere Kritik an Asyl-Betreuungsfirma

Die Unterkünfte der Firma ABS seien teils menschenunwürdig. Einzelne Gemeinden haben ABS den Auftrag entzogen.

Ins Rollen brachte den Stein der pensionierte Pfarrer Fritz Ehrensperger, die Öffentlichkeit erfuhr davon über die «Volksstimme». Ehrensperger hatte gehört, die Leute im Flüchtlingsheim Lampenberg würden schlecht betreut. Als er selber einen Augenschein nehmen ging sei er erschrocken: in kleinen Zimmern hätten vier Leute in zwei Kajütenbetten geschlafen, erzählt er. Er weiss auch von einem Stromausfall, der erst nach fünf Tagen behoben wurde. Alle Lebensmittel im Kühlschrank seien verdorben, eine Frau sei tagelang mit ihrem viermonatigen Kind im Dunkeln gesessen. «Da musste ich sagen, das ist nicht menschenwürdig.»

Wir wollten nicht, dass die Leute wie Vieh gehalten werden.
Autor: Fredi Rickenbacher Gemeindepräsident Zeglingen

Zum gleichen Fazit kamen auch die Gemeinden Zeglingen, Kilchberg und Rünenberg. Sie hatten die Pratteler Firma ABS mit der Betreuung der Asylsuchenden beauftragt, die ihnen der Kanton zugeteilt hatte. Als sie jedoch vernahmen, wie diese Betreuung aussah, kündigten sie den Vertrag. Es sei ihnen darum gegangen, dass die Leute nicht wie Vieh gehalten würden, sagt der Zeglinger Gemeindepräsident Fredi Rickenbacher.

ABS dementiert

Die Zustände in der Unterkunft in Lampenberg seien tatsächlich nicht immer gut gewesen, bestätigt Hans Klaus, Sprecher der ABS-Mutterfirma ORS. Als Grund nennt er den Vermieter, der sich nicht an Abmachungen gehalten habe. Dass Menschen wie Tiere gehaust hätten, dementiert er aber: «Das ist schlicht nicht wahr.» Er vermutet hinter dieser Kritik den Fall einer Familie, die im Heim Lampenberg zu fünft auf 12 Quadratmetern gewohnt hätten. Der Familie sei eine andere Unterkunft angeboten worden, die sie aber abgelehnt habe, sagt Klaus.

Zeglingen, Kilchberg und Rünenberg stehen trotzdem hinter der Kündigung des Vertrags. Sie haben bereits eine neue Firma gefunden, die sogar noch etwas weniger Geld für ihre Arbeit verlangt. Der Preis sei aber keinesfalls der Grund für die Kündigung des Vertrags mit der ABS gewesen, sagt Rickenbacher. «Wir glauben, dass die Asylbewerber jetzt ein besseres Zuhause haben. Das ist unser Ziel und wenn das auch so ist, sind wir zufrieden.»

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