Nun also doch. Das Baselbieter Kantonsparlament will das «Läuferlingerli» nicht mehr weiter betreiben und dadurch 840'000 Franken sparen. Durch das Homburgertal sollen in Zukunft Busse fahren. Allerdings steht die Absprache mit dem Nachbarkanton Solothurn noch aus.
Referendumsdrohungen
Ob die S-Bahnlinie 9 auf Busbetreib umgestellt wird, entscheidet am Ende voraussichtlich das Stimmvolk. Mehrere Landräte kündigten im Anschluss an die Debatte an, ein Referendum gegen den Landrats-Entscheid zu unterstützen. Ein definitiver Beschluss dazu gibt es jedoch noch nicht.
Noch offen ist auch, ob ein Komitee aus S9-Befürworter im oberen Baselbiet oder eine Partei das Referendum ergreift.
Keine Gnadenfrist
Einen Antrag einer SVP-Landrätin, die Frage zur Zukunft des «Läufelfingerlis» auf später zu verschieben, lehnte das Parlament mit 47 gegen 37 Stimmen ab.
Mit dem Vertagen des Entscheids hätten weitere Ideen für die Bahnlinie geprüft werden sollen, hiess es von den Befürwortern des Antrags; die «Negativ-Spirale» der S9 müsse gestoppt werden. Unterstützt wurde dieser Antrag von einer Mehrheit der SP und der Grünen/EVP-Fraktion.
Gegner des Antrags etwa aus der FDP argumentierten, eine Herauslösung wäre ein falsches Signal und würde falsche Hoffnungen wecken. Damit werde eine Verbesserung im Homburgertal verunmöglicht, hiess es von CVP/BDP.
Auch einzelne SVP-Mitglieder sprachen sich dagegen aus. Eine Streichung zeige den Partnern auch, dass Baselland nicht mehr bereit sei, zu zahlen. Man solle den «Patienten» sterben lassen.
840'000 Franken sparen
Die Baselbieter Regierung will mit der Umstellung der Bahnlinie auf Busbetrieb längerfristig 840'000 Franken pro Jahr einsparen. Der Wechsel ist auf Dezember 2019 vorgesehen; dann läuft die bestehende Konzession aus. Für die Umstellung braucht es indes eine Zustimmung des Kantons Solothurn als Mitbesteller bei den SBB.
Mit dem Busbetrieb wird sich die Fahrzeit in Richtung Olten um 15 Minuten verlängern. Andererseits werde die Mehrheit der Gemeinden im Homburgertal gemäss Kanton von besseren Anschlüssen in Sissach und einem dichteren Taktangebot profitieren. Die Bahnlinie erreicht gemäss Vorlage derzeit einen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent.
Keine Spar-Rochade mit Unterbaselbiet
Ein von der vorberatenden Bau- und Planungskommission lancierter Vorschlag, stattdessen im Unterbaselbiet bei Buslinien zu sparen, hatte im Parlament keine Chance. Es mache keinen Sinn, bei stark genutzten Angeboten abzubauen, um ein unattraktives Angebot zu retten, hiess es von verschiedenen Fraktionen. Der Vorschlag der Kommission wurde mehrfach als «Schnellschuss» abgestempelt.
Lieber mehr Busverbindungen als Ruftaxis
Weniger stark als von der Regierung beantragt kürzt der Landrat das Busangebot im Oberbaselbiet. So werden auf den Linien 92 (Hölstein - Bennwil) und 93 (Lampenberg - Ramlinsburg - Lausen) sowie der Teilstrecke Bretzwil bis Reigoldswil der Linie 91 unter der Woche 13 Kurspaare statt wie von der Regierung vorgesehen 9 Kurspaare verkehren. Heute sind bis zu 22 Kurspaare unterwegs.
Wieder eingeführt hat der Landrat auf denselben Linien sowie neu auch auf den Linien 108 (Sissach - Wittinsburg) und 109 (Rümlingen - Häfelfingen) ein Wochenendangebot mit 3 bis 6 Kurspaaren.Auf den Linien 91 bis 93 war dieses beim Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember eingestellt worden.
Eine Zustimmung fand diese Neu- und Wiedereinführung erst durch einen Antrag der SP, dass gemäss Landratsbeschluss anstelle von Bussen auch Ruftaxis verkehren könnten. Einige bürgerliche Landräte änderten in der Folge ihre Meinung.