Von draussen dringt Licht in die Küche des Pharmaziemuseums. Zwischen einer Kaffeetasse und einem Stapel von Dokumenten liegt ein altes Buch. Es ist vom Alter gezeichnet. Das Buch hat vergilbte Seiten und dunkle Flecken. Zwischen den Buchdeckeln wahrt es Haus- und Heilmittel aus längst vergangenen Jahrhunderten: das Fachgebiet von Martin Kluge. Seit über 20 Jahren forscht er in der Bibliothek des Basler Pharmaziemuseums.
Hausmittelchen wieder beliebter
Kartoffelwickel gegen Husten, Zwiebelwickel gegen Ohrenschmerzen oder Frauenmantel gegen Menstruationsbeschwerden: Die Rezepte aus den alten Büchern sind vielseitig. Neben Alltagsmedizin findet sich in der alten Literatur aber auch immer wieder Seltsames, wie zum Beispiel ein Zaubertrank, der verspricht unsichtbar zu machen.
Es findet ein Gesinnungswandel statt. Viele beginnen die alten Rezepte neutral zu betrachten und nicht gleich als Scharlatanerie abzutun.
Dieser Trick werde wohl kaum Wirkung zeigen, lacht Martin Kluge. Andere Mittel wiederum seien erwiesenermassen sehr wirksam. So helfe beispielsweise ein Salbeisud gegen starke Halsschmerzen. Zu solchen Hausrezepten hält Martin Kluge seit Jahren Führungen. Er stellt fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Besucherinnen und Besucher auf diese ursprüngliche Hausmedizin zurückgreifen.
Schulmedizin untersucht ihre eigenen Wurzeln
Der Umbruch finde aber nicht nur bei Besucherinnen und Besuchern statt. Martin Kluge begleitet auch Studien und Forschungsprojekte, die aktuell in Basel alte Rezepturen nachbrauen und untersuchen. Und genau das ist es, was er sich jahrelang gewünscht hat: Dass die Schulmedizin endlich damit beginnt, sich mit ihren eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen.