Es ist ein Satz, der aufhorchen lässt. Geschrieben steht er in einem internen Mail, welches der BVB-Verwaltungsrat an die Mitarbeitenden des Unternehmens geschickt hat und das dem «Regionaljournal» vorliegt:
Im Vordergrund stehen nicht technische, sondern administrative Fragen.
Diesen Satz kann man so übersetzen: Es gehe dem Verwaltungsrat bei der Untersuchung des Tramschienen-Debakels in erster Linie nicht darum herauszufinden, warum die Gleise der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) so stark beschädigt worden seien, sondern es gehe primär darum, zu analysieren, wie sich das Unternehmen in dieser Krise verhalten habe.
Darauf deutet nicht zuletzt auch die Wahl der externen Firma hin, welche in dem internen Mail erstmals genannt wird. Mit der Untersuchung beauftragt wurde nämlich die Nodon Consulting AG. Ein Consultung-Unternehmen, das gemäss Eigendeklaration auf «die Erkennung, Aufarbeitung und Vermeidung von Wirtschaftsdelikten» spezialisiert ist.
Auslöser dieser Affäre ist der Auftritt der BVB-Geschäftsleitung vor rund einem Monat. Damals trat BVB-Direktor Erich Lagler mit der Mitteilung an die Öffentlichkeit, dass das Schienennetz der BVB noch stärker beschädigt sei als bislang angenommen. Das sei «völlig inakzeptabel», er sei «entsetzt», man kenne aber auch schon den Grund für die Schäden. Die Trams seien schlecht gewartet worden, das habe die Schienen kaputt gemacht. In der Folge wurden der Leiter Technik und sein Stellvertreter freigestellt.
Verkehrsexperten zweifeln am Hergang
Wenige Tage später ruderte Lagler indes zurück. Dies nachdem im Regionaljournal mehrere Verkehrsexperten sagten, dass schlecht gewartet Trams nicht in so kurzer Zeit derart grosse Schäden verursachen könnten. Lagler gab anschliessend zu, dass er selber noch nicht einschätzen könne, wie gross die Schäden an den Schienen tatsächlich seien.
Dass der BVB-Verwaltungsrat nun diese internen Vorgänge durchleuchten lassen will, deutet darauf hin, dass er das Vertrauen in die Geschäftsleitung verloren hat. Zwar steht im Mail, die Untersuchung sei mit der Direktion abgesprochen. Gleichzeitig betont der Verwaltungsrat explizit, dass «Whistleblower» geschützt würden und nichts zu befürchten hätten. Hunkeler schreibt an die Mitarbeitenden:
Wir nehmen das Thema sehr ernst und haben höchstes Interesse an der uneingeschränkten Aufklärung der Situation.
Nicht nur der Verwaltungsrat der BVB interessiert sich für die Vorgänge innerhalb des Unternehmens. Am Mittwoch mussten Erich Lagler und Bruno Stehrenberger, Leiter Infrastruktur, gleich bei zwei Grossratskommissionen zu Hearings antraben. Sowohl die Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission (GPK) wie auch die Mitglieder der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) wollen wissen, was bei den BVB vor sich geht.