Die Szenen, die sich im St. Jakob-Park nach dem Meisterschafts FC Basel gegen FC Zürich abspielten, kennt man schweizweit als die «Schande von Basel». In der 93. Minute schiesst der FC Zürich das Siegestor und entreisst in letzter Sekunde dem FC Basel den bereits sicher geglaubten Meistertitel.
Daraufhin stürmen Fans des FC Basel das Spielfeld und attackieren Spieler und Schiedsrichter. Die traurige Bilanz: Über 100 Verletzte und 400'000 Franken Sachschaden.
Am Tag danach waren sich alle einig, dass so etwas nie mehr passieren darf. Allerdings hielt sich die Selbstkritik bei den Beteiligten in Grenzen: Polizei-Kommandant Roberto Zanulardo betonte, das Einsatz-Dispositiv sei grundsätzlich richtig gewesen. Stadion-Manager Christian Kern gab zu bedenken, ein professioneller Stadion-Sicherheitsdienst sei für die Clubs nicht bezahlbar.
In der Folge wurden die Sicherheits-Vorkehrungen spürbar verschärft. Beim Eingang des Stadions wurden Taschenkontrollen eingeführt, die Kameraüberwachung wurde verbessert. Ausserdem werden seither Fotos von gewalttätigen Fans der Staatsanwaltschaft übergeben, die mittels Fotofahndung die Täter ermittelt. Diese Methode wurde von der Staatsanwaltschaft bisher zwei Mal angewendet. Andere Massnahmen wurden geprüft, aber nicht umgesetzt, zum Beispiel ein Fanpass, für den sich jeder Fan hätte registrieren lassen müssen. Der ehemalige Fanarbeiter Thomas Gander hat Verständnis dafür, dass solche Massnahmen nicht umgesetzt wurden, da sie auch die «normalen» Fans betroffen hätten.
Auch beim Hooligan-Konkordat machen die beiden Basel nicht mit der Mehrheit der Kantone mit. Vielmehr setzt Basel seither auf den sogenannten «Basler Weg». Zumindest bei Heimspielen scheint dieser Weg zu funktionieren. Seit Mai 2006 kam es in Basel - bis vor kurzem - zu keinen nennenswerten Zwischenfällen mehr.
Etwas anders sieht die Auswärts-Bilanz aus: dort kam es in den letzten Jahren immer wieder zu mehr oder weniger gravierenden Zwischenfällen. Zum Beispiel 2015, als FCB-Fans in Aarau das Spielfeld stürmten. Oder beim Cup-Final 2013 in Bern, als es 10 Verletzte gab.
Ausgerechnet der jüngste Zwischenfall ereignete sich allerdings wieder in Basel: Im April kam es nach dem Spiel FCB-FCZ zu gewalttätigen Angriffen von FCB-Fans auf Polizisten.
Archivbeiträge vom Mai 2006
Die Aufarbeitung am Tag danach (14.5.2006)
Ihr Einsatz-Dispositiv sei grundsätzlich richtig gewesen, niemand habe mit einer solchen Gewaltbereitschaft rechnen können: so das Fazit der Basler Polizei. Alle Beteiligten - Verein, Stadionmanagement und Polizei - wollen jedoch ihre Rollen überprüfen.
Christoph Eymann, Basler Sport-Minister (14.5.2006)
Der Basler Erziehungs- und Sport-Direktor Christoph Eymann sieht dringenden Handlungsbedarf im Stadion. Der Fussball in Basel müsse schnellstmöglich wieder ein positives Image bekommen - auch im Hinblick auf die Euro 08.
Gigi Oeri, damals FCB-Präsidentin (15.5.2006)
Die FCB-Präsidentin hatte am Tag nach den Kravallen durch Abwesenheit geglänzt. Zwei Tage später nahm sie dann doch Stellung.
Markus Meier, damals Leiter Fanprojekt (20.5.2006)
Die Ausschreitungen vom 13.Mai stellten auch die Fanarbeit in Frage. Markus Meier, Leiter Fanprojekt, war eine Woche nach den Ereignissen Wochengast im Regionaljournal Basel.