Der gesellschaftliche Zusammenprall hätte kaum grösser sein können: 1992 errichtete der Kanton Basel-Stadt an der Dufour-Strasse, gleich neben dem Kunstmuseum, ein Gassenzimmer für Drogenabhängige. Der Aufschrei war vorprogrammiert; die Kunstszene und das Bildungsbürgertum wehrten sich vehement gegen dieses «Fixerstübli».
Stiefvater war Museumsdirektor
Der Künstler Pascal Trudon bekam diese Auseinandersetzung hautnah mit. Als Stiefsohn des damaligen Direktors des Kunstmuseums ging er als Jugendlicher im Museum ein und aus, kannte die illustren Gäste des Hauses. Dass diese «Humanisten» sich später derart gegen ein Gassenzimmer wehrten, habe ihn regelrecht schockiert, wie er sagt.
Gleichzeitig habe er sich schon immer für die Schicksale von Randständigen interessiert. «Ich war zu jener Zeit vor allem als Reportage-Fotograf tätig. Ich wollte die Schicksale der Aussenseiter unserer Gesellschaft dokumentieren». Und so kam es, dass Trudon - er war damals Mitte 30 - selber zu den Süchtigen im Basler «Fixerstübli» ging, sie ein Jahr lang begleitete, porträtierte und ihren Alltag festhielt.
Intime Situation
Diese Fotografien kann man nun im Innern eines «neuen» Gassenzimmers betrachten, das Trudon eigens für die Ausstellung nachbauen liess. An einem anderen Ort wolle er die Fotografien nicht zeigen, betont der Künstler. «Sie sollen dort zu sehen sein, wo sie auch entstanden sind. Ich reinszeniere quasi die Situation von damals.» So könne er der Intimität des Gassenzimmers gerecht werden, in welcher die Aufnahmen gemacht wurden.
Die Widerstände gegen das Gassenzimmer an der Dufourstrasse haben am Schluss übrigens gewirkt: Das Gassenzimmer wurde nach nur einem Jahr an einen anderen Ort verlegt.
An den Rand gedrängt
So wurden die Gassenzimmer aus der Innenstadt verdrängt. Und dort sind sie auch heute noch - am Riehenring sowie an der Münchensteinerstrasse beim Dreispitz. «Auch heute noch werden die Randständigen an den Rand der Stadt gedrängt», hält Oliver Bolliger, Leiter der Suchthilfe Region Basel fest. Das sei auch ein Grund, weshalb das Verständnis für diese Personen weiter abgenommen habe, so Bolliger weiter.
Die Ausstellung «Es war einmal beim Kunstmuseum» ist bis am 4. November zu sehen.