Für schweizweite Schlagzeilen sorgte Jens Ende 1993. So war am 28. Dezember zum Beispiel im Zürcher «Tages-Anzeiger» zu lesen: «Jens – ein Berner Dorf wehrt sich für seine albanischen Flüchtlinge». Wochenlang berichteten Zeitungen über Jens und seine Flüchtlinge.
Fast genau 25 Jahre später wohnt die Familie nicht mehr im Dorf. Und auch sonst hat Jens keine Flüchtlinge mehr. «Wir haben den Platz gar nicht, das war so gewünscht, dass wir immer klein bleiben», sagt Silvia Trächsel, heute Vize-Gemeindepräsidentin.
Doch vor 25 Jahren setzte auch sie sich ein, dass «ihre» Flüchtlingsfamilie in der Schweiz bleiben darf. Und sie ist überzeugt: Jens würde heute gleich handeln: «Eine Familie hat in einem Dorf wie Jens eine grössere Chance auf Integration, als in einem grossen, anonymen Zentrum.»
Dass sich Jens für eine Sache begeistern kann, merkte Reporter Matthias Baumer bereits am Mittag: «Kommt um 11:45 Uhr zum Dorfbrunnen und singt mit mir das ‹Jäisserlied›», sagte er am Morgen im SRF-Regionaljournal. Und er wurde nicht enttäuscht.
Die Gemeinde Jens liegt im Berner Seeland. In der einheimischen Mundart wird Jens als «Jäiss» ausgesprochen. Das Dorf liegt in der Nähe des Bielersees, am Südhang des Hügelzugs Jäissberg zwischen Nidau und Lyss.
«Es hat Bauernhäuser, einen Bären, einen Sportplatz, ein Schulhaus und die Gemeindeverwaltung», so Reporter Matthias Baumer. «Eigentlich ein kleines, gewöhnliches Dorf – aber eines, so sagte man mir, in dem man gut zueinander schaut.»