Sandra und Roland Reusser leben mit ihren vier Kindern auf einem Bauernhof in Aeschlen bei Oberdiessbach. Hier oben, weit weg von der nächsten Stadt, lebt es sich beschaulich und ruhig. Und dennoch ist auf dem Hof immer etwas los: In der Familie lebt auch die 15-jährige Pflegetochter Anna (Name durch die Redaktion geändert).
Mir gefallen vor allem der Hof, die Tiere und der Umstand, dass immer jemand da ist für mich.
Daneben betreut die Familie noch drei Tageskinder. Zudem leben auch die Grosseltern der Kinder sowie ein Mann, den die Familie einst zur Betreuung aufgenommen hat, mit auf dem Hof. Die Arbeit auf dem Hof gibt der Familie den Tagesrhythmus vor: Die Tiere müssen gefüttert, das Land muss bewirtschaftet und gepflegt werden.
Der fehlende Familientisch zuhause
Die klare Tagesstruktur, der Umgang mit der Natur und die seit Generationen bestehende Tradition, ein offenes Haus und viele Leute am Tisch zu haben – das sei die Stärke von Bauernfamilien, sagt Manuela Knubel von der Organisation Projekt Alp, die unter anderem Pflegekinder in Gastfamilien vermittelt. Deshalb sei es nicht erstaunlich, dass vor allem Bauernfamilien gefragte Pflegefamilien seien.
Die Stärke der Bauernfamilien ist nämlich häufig die Schwäche der Familien, aus welchen die Pflegekinder kommen: «Viele Pflegekinder kennen keine Strukturen, hatten zuhause weder feste Essenszeiten noch einen Familientisch», sagt Pflegemutter Sandra Reusser.
Pflegetochter Anna zumindest fühlt sich mittlerweile wohl bei Familie Reusser. «Mir gefallen vor allem der Hof, die Tiere und der Umstand, dass immer jemand da ist für mich.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 / 17:30 Uhr)