Die Sense unterhalb des wilden Sensegrabens wurde in den Jahren bis 1897 weitgehend begradigt und zwischen befestigte Dämme gezwängt. So gewann man Bauernland und bot den regelmässigen Hochwassern die Stirne. Allerdings sind die inzwischen rund 120-jährigen Uferschutz-Verbauungen, Schwellen und Bunen vielerorts sehr schadhaft und auch die Dämme würden vorab bei einer Überflutung voraussichtlich nicht mehr standhalten.
Deshalb beginnen die Kantone Bern und Freiburg nun mit den Vorarbeiten für einen besseren Hochwasserschutz. Und damit geht es auch gleich um die ökologische Aufwertung des Grenzflusses zwischen Bern und Freiburg.
Interessenkonflikte sind absehbar
Dem Fluss einfach wieder mehr Platz zu geben, ihn aus seinem Korsett der Dämme und Verbauungen zu befreien, diese Philosophie der letzten 20 Jahre der Wasserbau-Ingenieure bei der Sanierung der Fliessgewässer stösst an der Sense allerdings auf Sachzwänge.
Bei Neuenegg BE und Flamatt FR, bei Bösingen FR und Laupen BE fliesst die gar nicht so unansehnliche, von Waldstreifen gesäumte Sense durch dicht bebautes Gebiet. Und dazwischen, in den alten Auen, stehen Industriezonen und Landwirtschaftsbetriebe.
Die Erfahrung zeigt, dass die Bauern ihr Land nur sehr widerstrebend als künftiges Überflutungsgebiet hergeben wollen. «Deshalb müssen wir die Sache im Rahmen eines Gesamtkonzepts prüfen», sagt Thomas Wüthrich, Wasserbau-Ingenieur beim bernischen Tiefbauamt. Dass es Interessenkonflikte gibt, ist ihm auch klar. «Dann wird sich auch weisen, wo wir die Sense aufweiten können und wo wir uns auf den bisherigen Platz beschränken müssen.»
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Weil rund 80 Prozent der Problemzonen an der Sense auf bernischem Territorium liegen, hat der Kanton Bern bei diesem Hochwasser-Schutzprojekt die Federführung übernommen. Die Bevölkerung kann dabei mitreden. Es gibt mehrere Informationsabende, bei denen die Projektverantwortlichen Ideen sammeln und Meinungen hören wollen. «Volkes Stimme wird auch im Projekt berücksichtigt», verspricht Thomas Wüthrich.