Das Wichtigste in Kürze
- Thorberg-Mitarbeiter üben Kritik am eigenen Sicherheitsdienst. Wegen Arbeitsbelastung, Ausfällen und mangelnder Ausbildung sei die Sicherheit auf dem Thorberg nicht immer gewährleistet gewesen.
- Der Direktor widerspricht: Die Sicherheit sei nie in Gefahr gewesen. Die Geschäftsführung nehme auch kein schlechtes Klima wahr.
- Die vielen Abgänge auf dem Thorberg rufen die Politik auf den Plan. Die Finanzkommission des Grossen Rats prüft eine Untersuchung.
Auf dem Thorberg brodelt es – schon wieder. «Die Leute kommen übermüdet zur Arbeit, sind unzufrieden, bekommen keine Wertschätzung von oben. Es herrscht ein Klima der Angst. So passieren Fehler – eine solche Stimmung in einem Gefängnis ist sehr gefährlich», sagt ein Mitarbeiter.
«Schweiz aktuell» konnte mit mehreren aktuellen und ehemaligen Thorberg-Mitarbeitern reden. «Jeder, der kann, geht weg vom Thorberg. Es ist frustrierend zu sehen, was alles falsch läuft.»
Schichtmodell in der Kritik
Für Kritik sorgt insbesondere die Reorganisation und der Wechsel im Sicherheitsdienst – von einem Zwei-Schichtenmodell mit einer fixen Tages- und Nachtschicht zu einem Drei-Schichten-Modell.
Das hat mit Sicherheit nichts mehr zu tun.
Die Umstrukturierung habe Personalabgänge provoziert, Ersatz habe es nicht gegeben. «Wenn Not am Mann war, mussten Arbeitsmeister oder Betreuer in den Sicherheitsdienst. Diese haben nicht die gleiche Ausbildung wie wir. Das hat mit Sicherheit nichts mehr zu tun», sagt ein Mitarbeiter.
Direktor Thomas Egger widerspricht: «Ich kann ihnen sagen, dass es zu keinem Moment gefährlich war für die Sicherheit auf dem Thorberg.» Das Modell sei mittlerweile angepasst. Allerdings: Die Mitarbeiter sagen, es gebe immer noch keinen vernünftigen Dienstplan.
Hohe Mitarbeiter-Fluktuation wird zum politischen Thema
Laut Mitarbeitern sind in den letzten zwei Jahren wegen des Arbeitsklimas rund 25 Prozent der Mitarbeiter weg vom Thorberg – freiwillig oder unfreiwillig. Direktor Thomas Egger widerspricht wieder: «Es gibt erhöhte Fluktuationen, aber diese ist durch die Reorganisation zu begründen.»
Nun interessiert sich die Finanzkommission des Grossen Rats für die Personalabgänge auf dem Thorberg. Dabei geht es vor allem um kostenintensive Abgangsentschädigungen oder Freistellungen. Noch diesen Monat soll entschieden werden, ob offiziell eine Untersuchung gestartet wird.
Die Mitarbeiter sagen, das Vertrauen in die Thorberg-Leitung sei weg, die ganze Spitze müsse ausgewechselt werden. Direktor Thomas Egger sagt dazu: «Ich nehme das zur Kenntnis, ich habe eine andere Wahrnehmung.»
Kanton sieht kein Problem
Das Amt für Justizvollzug will «die Thematik» nicht kommentieren. Bei der zuständigen Direktion von Regierungsrat Hans-Jürg Käser heisst es unter anderem: «Die Führung der JVA Thorberg bewegt sich in geordneten Bahnen und die Sicherheitslage in der JVA Thorberg gab in den letzten Monaten zu keinen Bedenken Anlass.