Mehrere hundert Exil-Tibeter bereiteten dem Dalai Lama am Europaplatz einen warmen Empfang. Nach dem Mittagessen traf er sich mit Aleviten, Buddhisten, Christen, Hindus, Muslimen, Juden, Bahai und Sikhs zu einem einstündigen interreligiösen Dialog.
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter nutzte die Gelegenheit, um vor den 170 geladenen Gästen für seine Botschaft der Liebe und des Dialogs zu werben. Die Stimmung war gelöst, der Dalai Lama lockerte das Gespräch immer wieder mit Episoden aus seinem Leben und zielsicher platzierten Pointen auf.
«Herr und Frau Lama»
So erzählte er, dass er in den 1960er-Jahren einmal Zigarren aus Kuba erhalten habe. Das Plakat sei an «Herr und Frau Lama» adressiert gewesen, kicherte er. Das sei so falsch wie die Anrede «Ihre Exzellenz», die der muslimische Vertreter im Haus der Religionen gewählt hatte. «Sag mir einfach Bruder», sagte er dem Muslimen und reichte ihm die Hand.
Der Anlass fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zugelassen waren nur ausgewählte Gäste aus Politik und Gesellschaft. Nach Bern eingeladen wurde der Dalai Lama vom Haus der Religionen, das seit 2014 die acht grössten Religionen unter einem Dach vereint, und von der Berner Stadtregierung.
Kein offizieller Empfang
Angekommen war der Dalai Lama am Mittag in Begleitung von Stadtpräsident Alexander Tschäppät. Dem Auftritt im Obergeschoss wohnte die gesamte Berner Stadtregierung bei. Einen offiziellen Empfang gab es aber weder durch die Stadt noch durch den Bund. Die Schweiz will China offensichtlich nicht verärgern.
Der Dalai Lama war schon öfters in Bern, zuletzt 2013. Auch diesmal hat er einen öffentlichen Auftritt, am Donnerstag im Kursaal. Der Anlass ist ausverkauft.
Am Freitag und Samstag weilt der Dalai Lama in Zürich. Danach setzt er seine Reise durch Europa bis zum 22. Oktober fort. Nach Lettland und der Schweiz wird er die Slowakei, Tschechien und Italien besuchen.