Die Frau mit breitem Hut, schwarzem Rock und Hörrohr fiel auf, wenn sie wieder einmal durch die Gassen ihrer Heimatstadt Bern ging.
Elisabeth de Meuron-von Tscharner - besser bekannt als Madame de Meuron - galt als eine der letzten Vertreterinnen der Berner Aristokratie. Die Tochter der alteingesessenen Berner Patrizierfamilie von Tscharner wuchs in ihrem Elternhaus vis à vis des Berner Münsters auf. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1980 hauptsächlich auf Schloss Rümligen im Gürbetal.
Das Stadtoriginal...
Sie galt als Berner Original. Über sie gibt es zahlreiche Anekdoten und Geschichten. In den Augen vieler galt sie als forsch und abweisend. Und liess aristokratischen Dünkel durchschimmern. Ihr wird das Bonmot «Syt Dir öpper oder nämet Dir Lohn?» in den Mund gelegt - ein Ausspruch, um den Standesunterschied zwischen den Mehrbessern und den einfachen Leuten zu betonen.
Die Berner Historikerin und SRF-Journalistin Karoline Arn hat Hunderte von Briefen von Elisabeth de Meuron gelesen. Sie hat mit Wegbegleitern der Madame viele Gespräche geführt. Ihre Erkenntnisse hat sie zu einem dichten Porträt zusammengefügt, welches im Zytglogge-Verlag herausgegeben wird.
Die Autorin sagt über Elisabeth de Meuron: «Sie war eine Frau, die sagte, was sie dachte. Sie hatte genügend Geld, um zu machen, was sie wollte. In einer Zeit, in der Frauen sich nicht so gaben.»
...das am Leben zerbrach
Die Biografie von Madame de Meuron zeichnet das Leben der Frau aus gutem Hause nach. Es begann in gut behüteten Verhältnissen und verlief zuweilen tragisch. Autorin Arn belegt, wie viele Ziele im Leben der Madame unerreicht blieben und wie Schicksalsschläge aus einer lebensfreudigen, vielseitig interessierten Patrizierin eine einsame, geknickte Frau machte. «Sie machte schon als Kind vieles schlecht, was sie hätte tun sollen und alles, was sie wirklich wollte, durfte sie nicht», beschreibt Karoline Arn das Dilemma der Madame de Meuron. So erklärt sich ihr innerer Rückzug und ihre brüske Art nach aussen.