Eine Einzimmerwohnung in einem Block am Stadtrand von Bern. Bei Frau K. zuhause ist das Radio eingeschaltet. Gegen die Stille. Der aktuelle Song 'Narcotic' von Younotus läuft. «Da könnte ich gleich ein bisschen tanzen», sagt die 52-jährige Frau K. mit einem breiten Lachen. Frau K. möchte ihren ganzen Namen nicht bekannt geben.
Frau K. war jahrelang suchtkrank, nahm Heroin. Nun hat sie die Drogenabhängigkeit im Griff – das Heroin-Abgabeprogramm hilft ihr dabei. Hinzu kommt aber eine schwere Lungenkrankheit, wegen der sie auf Sauerstoff aus der Flasche angewiesen ist. Sieben Jahre lang lebte sie in einem Alters- und Pflegeheim. Dank der Stiftung Contact kann sie seit einem Jahr selbstständig in einer Wohnung leben. Putzen, den Haushalt machen – das mache sie selber, erzählt Frau K.
Ich möchte selber entscheiden, was ich machen will und nicht nur im Bett liegen.
Das ist nur möglich, weil sie Unterstützung von der Stiftung Contact erhält. Einmal in der Woche kommt eine Bezugsperson zu ihr und hilft ihr zum Beispiel bei der Post: «Wenn ich das Gefühl habe, in einem Brief steht etwas drin, das ich nicht lesen möchte, warte ich auf die Bezugsperson, damit sie es mir vorliest.» Vor allem aber bringe die Bezugsperson ein offenes Ohr mit. «Wenn es mir einmal schlecht geht, kann ich mit ihr darüber sprechen», sagt Frau K. So sei sie nicht ganz alleine. Und seit sie selbstständig wohnen könne, sei sie nie mehr im Spital gewesen.
Nicht jeder Suchtkranke ist für das Projekt «Begleitetes Wohnen» der Stiftung Contact geeignet. «Die Personen müssen gewisse Regeln einhalten können und kooperativ sein», sagt Othmar Steiner von der Stiftung Contact. Im Durchschnitt sind die Leute, die Hilfe von der Stiftung erhalten, 35 Jahre alt und haben meist länger als zehn Jahre Suchtmittel konsumiert.
Diese Leute haben Mühe, eine Wohnung zu finden, weil ihre Betreibungsregisterauszüge ziemlich voll sind.
Wegen ihrer langen Sucht wurden sie teilweise mehrmals betrieben und finden so oft keine Wohnung. Hier springt die Stiftung ein. Es sei aber nicht immer einfach, Wohnungen für die Drogenabhängigen zu finden, so Steiner. Vor allem weil der Wohnraum in den Städten allgemein sehr gefragt ist. Aus diesem Grund werde die Stiftung als Vermittlerin wohl künftig noch gefragter sein.