19:30 Uhr, Worb, Platz Niederhaus, es ist dunkel und es regnet. «Hü, Froue, iloufe, när spilemer!» Trainer Rolf Freiburghaus teilt seine 2. Liga-Frauenmannschaft in zwei Gruppen auf. Zum Abschluss der Vorrunde ist ein lockeres Training angesagt: Keine Laufschule, keine Kraftübungen, keine Ballstafetten, einfach ein gewöhnliches Spiel. Nur: Wer steht ins Tor?
Diese Frage stellen sich nicht nur die Femina Kickers. Fast alle Frauenteams im Fussballverband Bern/Jura (FVBJ) sind ständig auf der Suche nach einer Torhüterin.
«Uns ist dieses Problem bekannt», sagt Franziska Bühlmann, die Frauen-verantwortliche beim Regionalverband Bern/Jura.
Weibliche Goalies sind selten.
Aber es sei schwierig, das Problem zu lösen. «Viele Mädchen, die in Bubenteams spielen, stehen nicht im Goal», so Bühlmann. Das sei aber teilweise auch die Schuld der Trainer, denn «Trainer wollen oft gewinnen und nicht ausbilden.» Oft traue man den Mädchen diese Position schlicht nicht zu.
Das Goalieproblem ist nicht neu. Dennoch gibt es aktuell Bestrebungen, das Problem zu beheben. Zum Beispiel werden spezielle Trainings für Torhüterinnen angeboten.
Tendenz steigend
Frauenfussball boomt. Immer mehr Mädchen und Frauen in der Schweiz begeistern sich für den Sport.
Auch im Regionalverband Bern/Jura wirkt sich das aus. Die Liste von Vereinen mit Frauenmannschaften wird immer länger. «Etwas problematisch ist aber, dass viele Vereine nur eine Aktivmannschaft haben», sagt Franziska Bühlmann.
Die Juniorinnenabteilung fehle. Das heisst, es mangelt an eigenem weiblichen Nachwuchs. Irgendwoher braucht man aber trotzdem immer wieder neue Spielerinnen.
Die Vereine werben sich gegenseitig die Mädchen ab.
Deshalb hole man die Mädchen bei anderen Vereinen. Jungs hingegen müssen zum Teil sogar warten, bis sie bei einem Verein aufgenommen werden.
Es fehlt an (fast) allem
Der Trainer der Femina Kickers, Rolf Freiburghaus, steht jedes Wochenende auf dem Platz und coacht seine Frauen.
Ich wünsche mir mehr Funktionärinnen.
«Bei unserer 2. Liga-Frauenmannschaft hat es deutlich weniger Fans, als bei der 4. Liga-Männermannschaft des SC Worb.» Das sei schade. Auch mit den Sponsoren sei es schwierig. Und er fände es toll, wenn sich mehr Frauen als Funktionärinnen engagieren würden. «Ich wünsche mir eine Präsidentin für den Club Femina Kickers, wie es sich für einen reinen Frauenverein eigentlich gehört.»
Noch viel zu tun
Der Verband Bern/Jura kennt die Probleme der Frauenteams. Franziska Bühlmann spricht Klartext: «Es gibt sogar Vereine, die haben nur wegen den Mitgliederbeiträgen ein Frauenteam.»
Mit einer jährlichen Versammlung und verschiedenen Veranstaltungen versuche der Verband, die Vereine dafür zu sensibilisieren, dass auch die Mädchen und Frauen im Club eingebunden werden.
Es gibt immer noch faule Sprüche.
Aber: «Zwingen kann man niemanden, an diesen Veranstaltungen auch teilzunehmen», so Bühlmann. Frauenfussball sei – trotz allem – noch nicht vollständig akzeptiert: «Es gibt immer noch faule Sprüche.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32/17:30 Uhr)