«Heute ist der ‹Chessu› vor allem ein Kulturtempel», sagt Raphael Benz. Er ist bald 30-jährig und arbeitet seit 15 Jahren beim Autonomen Jugendzentrum (AJZ) in Biel mit. Leider sei man von der Livemusik etwas weggekommen. «Aber wir sind das wieder am fördern, gerade auch jetzt mit dem Jubiläum.»
Gespräche statt Konflikte
Und was bedeutet «autonom» im Jahr 2018? «Unsere Sitzungen sind immer noch basisdemokratisch», sagt Raphael Benz. Und es gebe immer noch ein Abkommen mit Behörden und Polizei, dass keine Beamten in den Gaskessel kommen. «Wir haben etwa alle zwei Monate einen runden Tisch mit ihnen, an dem wir mögliche Konfliktsituationen besprechen.»
Während der Gaskessel früher von Brachland und Industrie umgeben war, entsteht dort nun ein schickes Quartier mit Park und Wohnblöcken und Hotel. Beim AJZ befürchtet man Konflikte und Lärmklagen.
Unterstützung von der Stadt
Für den Stadtpräsidenten Erich Fehr ist klar: «Der ‹Chessu› war zuerst da. Das Quartier wird darum herum entwickelt.» Beide Seiten müssten Lärmschutzmassnahmen umsetzen. «Aber wir sind hier in einem dicht besiedelten Stadtgebiet, da braucht es eine gewisse gegenseitige Toleranz.»
Vor dem «Chessu» – oder «La Coupole», wie das Jugendzentrum im zweisprachigen Biel auch genannt wird – treffen wir Huk Köhli, einen Aktivisten, der 1978 erstmals im «Chessu» war. Und Elisa Tocchini, sie ist 23 und arbeitet im Hintergrund mit, unter anderem veranstaltet sie Konzerte mit ausschliesslich Frauen auf der Bühne.
Der ‹Chessu› strahlte Geborgenheit und Liebe aus.
Huk Köhli erinnert sich gerne an seine ersten Besuche im Gaskessel zurück: «Der ‹Chessu› strahlte Geborgenheit und Liebe aus», so der heute 55-Jährige. Bis Elisa Tocchini sich geborgen fühlte, dauerte es etwas länger: Als Jugendliche sei sie zuerst etwas eingeschüchtert gewesen, «aber man findet schnell Anschluss und freundet sich mit den Leuten an».