Drei Tage nachdem die Trifthütte des SAC eröffnet wurde, musste sie bereits wieder schliessen. Die Hüttenwartin, Nicole Müller, ihr Partner und die zwei kleinen Kinder sind jetzt trotzdem dort: «Auf die Schnelle fanden wir keinen anderen Job. Jetzt haben wir halt die Hütte für uns alleine.» Das sei einerseits schön, andererseits auch komisch, wenn man keine Gäste empfangen dürfe.
Statt Gäste zu bewirtschaften, brät die Familie nun selbst Cervelats über dem Feuer. So romantisch wie es klingt, ist es aber nicht. Der April wäre für viele SAC-Hütten normalerweise der umsatzstärkste Monat des Jahres. Und besonders die Hütten im Hochgebirge sind dringend auf dieses Geld angewiesen.
Wer eine Hütte an dieser Lage im Hochgebirge besitzt, gibt bereits vor der Saisoneröffnung viel Geld aus. Die Hütte nach dem Winter zu eröffnen ist aufwändig, erklärt Dario Andenmatten von der Britannia-Hütte, die oberhalb von Saas-Fee liegt. «Mit Helikoptern und Pistenfahrzeug sichern wir die Traverse. Diesen Aufwand hätten wir uns sparen können.»
Auch die vielen Esswaren wurden per Helikopter zu den Hütten gebracht. In der Monte-Rosa-Hütte lagerten diese Nahrungsmittel jetzt grösstenteils im Gefrierfach, sagt Hüttenwart Richi Lehner. «Frische Waren mussten wir wegschmeissen.»
Das Wetter wäre perfekt gewesen
Zwar bekommen die Hüttenwarte für ihre Angestellten eine Kurzarbeitsentschädigung und für sich selbst Erwerbsersatz. Aber das ist weit davon entfernt, was sonst in die Kassen käme – besonders bei solchem Wetter, wie es in den vergangenen Tagen war. «Es hätte eine bombastische Saison gegeben», so Dario Andenmatten. Der Schaden sei enorm.
Betroffen seien insgesamt 60 Hütten, erklärt der Geschäftsführer des Schweizer Alpenclubs, Daniel Marbacher. Der Gesamtausfall der Monate März bis Mai betrage zirka 7.5 Millionen Franken. Zusätzlich fehlten rund etwa 500'000 Franken für den Hüttenfonds: Damit würden Hütten renoviert oder neu gebaut.
Auch der Verband selbst ist betroffen
Der Schweizer Alpenclub hat zwei Haupteinnahmequellen: Mitgliederbeiträge und Einnahmen aus einem Kursangebot. Die rund 150'000 Mitglieder sind auch trotz Corona noch da, doch die Kurse können aktuell nicht angeboten werden. Der Verband kann also seinen Hüttenwarten nicht grosszügig unter die Arme greifen. «Wir prüfen momentan einen Spendenaufruf für einen Hilfsfonds», sagt deshalb der Geschäftsführer.
Abzuwarten bleibe noch, wie die Hüttenwarte von Bundessubventionen profitieren können. Offen ist auch, wann und ob und wie die Hütten wieder aufgehen können.
In der Monte-Rosa-Hütte hofft man auf viele Schweizer Gäste im Sommer. Aber ein Loch in der Kasse wird so oder so bleiben.