15 Jahre ist es her, seit in der ehemaligen Holzstofffabrik in Rondchâtel die Maschinen abgestellt wurden. Dementsprechend verstaubt, dementsprechend schmutzig ist die Fabrikhalle. Aber: «Diese dreckigen Betonböden sind viel charmanter, als glänzender Parkettboden», sagt Claudia Wagner, die Leiterin des Kunstprojekts der Hochschule der Künste Bern (HKB).
Ohne mit einer Wimper zu zucken wälzt sich eine Studentin am Boden, mitten im Dreck. Sie lässt sich von den Klängen eines Cellos mitreissen, zuckt zum Takt der Bogenstriche.
Das Projekt trägt den Namen «HKB geht an Land», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Die Schule suchte eine Region oder Gemeinde, die ihr Räume für Kunst zur Verfügung stellt. Gemeldet hat sich der Regionalpark Chasseral, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.
Sie wünschten sich, dass den längst fast vergessenen Industriegebäuden zwischen Schluchten und Wäldern wieder Leben eingehaucht wird. Zum Beispiel der ehemaligen Holzstofffabrik in Rondchâtel.
Die HKB nahm die Aufgabe dankend an: «Als ich diese Fabrikhalle zum ersten Mal betreten habe, wusste ich sofort, dass sie sich für uns eignet», sagt Claudia Wagner von der HKB. Und auch Géraldine Guesdon-Annan vom Parc Chasseral freut sich: «Endlich können wir unseren Anwohnern diese Fabrik wieder zeigen.»
Die Zeit ist stehengeblieben in dieser Fabrik. Nur dank eines privaten Pächters steht sie überhaupt noch. 1882 wurde sie gebaut, 2002 stillgelegt, 2014 gepachtet und somit vor dem Abriss bewahrt.
Die ehemalige Holzstofffabrik steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Für ein Wochenende wird sie aber zum Kulturzentrum. Die HKB führt das Publikum durch das Gebäude. Auf jedem Stock gibt es eine eigene Darbietung; zum Beispiel ein Sprechtheater im Dachstock, welches auch während der Industrialisierung, der Blütezeit der Holzstofffabrik, hätte aufgeführt werden können. Im Treppenhaus wird die spezielle Akustik für eine Gesangsdarbietung genutzt.
Bewegen darf sich das Publikum, welches aus Sicherheitsgründen maximal 80 Personen umfasst, nicht frei. Das Gebäude ist marode. Eine Holzlatte könnte brechen. Die Wände bröckeln.
Aber dennoch: Für ein Kunstprojekt sei die Halle perfekt, so Claudia Wagner: «Die Akustik ist speziell. Es ist überakustisch, das heisst, selbst leiseste Töne sind im ganzen Raum zu hören.»
Die Studentinnen und Studenten der HKB versuchen akustisch die Zeit der Industrialisierung wieder aufleben zu lassen. Sie trommeln auf den alten Maschinen.
Es wird wohl nie wieder jemand in dieser Fabrik Holzstoff oder ähnliches produzieren, aber für Kunstprojekte ist der Pächter, wie auch der Regionalpark Chasseral jederzeit zu begeistern, wie Géraldine Guesdon-Annan bestätigt: «Ja, wir sind bereits das nächste Projekt am Planen.»
«HKB geht an Land»
Die Studierenden setzen sich 2017 mit der industriellen Vergangenheit der bernjurassischen Gemeinden rund um den Chasseral auseinander. Sie beleben Gebäude, die von einst florierenden Industrien in der Region erzählen. Für nächstes Jahr können sich Gemeinden bereits bewerben.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)