Stefan Schneider war 17 Jahre lang Lastwagenchauffeur, dann ging plötzlich nichts mehr. Diagnose: Burnout. Seinen Job musste er an den Nagel hängen. Und den Traum vom Lastwagenfahren aufgeben.
Um trotzdem wieder einer bezahlten Arbeit nachgehen zu können, musste er sich umorientieren. Bei der Gewa, der Stiftung für berufliche Integration, konnte er ein Praktikum in der Altersheim-Reinigung machen. Vor einem Jahr startete er ein Praktikum bei der Firma Graf Hauswartungen in Bern. Dort ist er immer noch.
Die Hälfte hat ein Handicap
Das Stadtberner KMU bietet Praktika, die zwischen zwei Wochen und sechs Monaten dauern; sie sind für Menschen mit psychischen Krankheiten und körperlichen Einschränkungen reserviert, sowie für Migranten. Für sein Engagement bekommt das Unternehmen nun den Berner Sozialstern.
Ob Depression, überstandenes Burnout oder Schizophrenie: Bei dieser Firma ist das kein Ausschlusskriterium für eine Festanstellung. Etwa die Hälfte der insgesamt 15 Mitarbeitenden sind in irgendeiner Art psychisch oder körperlich beeinträchtigt, so wie Stefan Schneider. Er selbst ist mittlerweile fest angestellt und wieder im Berufsleben angekommen.
Lohnt sich das?
Auf der Homepage der Firma Graf Hauswartungen liest man nichts über die besonderen Herausforderungen ihrer Mitarbeitenden. Das Unternehmen hängt das soziale Engagement nicht an die grosse Glocke. Am Schluss gehe es um den Preis, für den er seinen Kunden für eine Arbeit anbieten könne, und nicht darum, wie viel Zeit seine Mitarbeitenden dafür bräuchten, sagt Geschäftsführer Thomas Graf.
Die Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Leuten brauche häufig Geduld, aber er habe gute Erfahrungen gemacht bisher, sagt Graf: «Die Leute haben eine zweite Chance verdient.»
Die Löhne – oder Teile davon – werden von der IV bezahlt. Sind das also billige Arbeitskräfte? Nicht nur, betont der Geschäftsführer. Zwar sei der Lohn nicht vollständig von ihm bezahlt, aber die anderen Angestellten ohne Beeinträchtigung bräuchten dafür etwas mehr Zeit.