Wenn eine Gemeinde eine Kaderstelle in der Verwaltung neu besetzen muss, dann sucht sie oft monatelang. Oft hilft nur der Weg über ein teures Mandat bei einer privaten Verwaltungs-Firma, um die Lücke vorerst zu schliessen und handlungsfähig zu bleiben.
Der Arbeitsmarkt für Gemeindeschreiberinnen, Finanzverwalter und vor allem Bauverwalter ist völlig ausgetrocknet. «Wir kennen das Problem aus eigener Erfahrung», bestätigen denn auch Verwaltungschefs und Gemeindepräsidenten landauf, landab.
Zwei Verbände geben Gegensteuer
Vorab für kleine und mittlere Gemeinden ist dies bedrohlich. «Nebenamtliche Gemeinderäte können nur funktionieren, wenn sie eine sachkundige Verwaltung im Rücken haben, die den steigenden Ansprüchen, zum Beispiel wegen der Gesetzgebung, gewachsen sind», mahnte Thomas Rufener, Präsident des Verbandes bernischer Gemeinden und Stadtpräsident von Langenthal. Denn eine Kommune, die ihre Arbeit nicht mehr machen kann, ist schnell weg vom Fenster.
Jetzt wollen der Verband bernischer Gemeindekader und der Verband bernischer Gemeinden Gegensteuer geben. Eine gemeinsame Versammlung im Bärensaal Worb zog die Notbremse und beschloss mit grosser Mehrheit ein Programm, das das Fundamental-Problem lösen soll.
Arbeitgeberin Gemeinde attraktiver machen
Dafür steht nun ein Kredit von 90‘000 Franken zur Verfügung. Themen sind Ausbildung, Weiterbildung und Anreize für jüngere Verwaltungsfachleute, Information und ein Arbeitsumfeld, das den Ansprüchen einer jüngeren Generation Rechnung trägt.
Auch regionale Zusammenschlüsse zum Beispiel bei der Bauverwaltung könnten eine Lösung sein. «Das Problem ist vielschichtig. Und eine einfache Lösung gibt es nicht», resümiert Monika Gerber, erfahrene Gemeindeschreiberin und Präsidentin des Verbandes bernischer Gemeindekader. Jetzt gehen Arbeitsgruppen der Verbände ans Werk, um den Gemeinden griffige und konkrete Hilfe zu bieten. Gefordert sind auch die Gemeinden, sich so zu organisieren, dass sie als Arbeitgeberin attraktiver werden.
Wissenschaft unterstützt das Projekt
«Für die Gemeinden ist der Kadermangel eine ernsthafte Bedrohung», bestätigt auch Professor Adrian Ritz vom Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern. Seine Schlussfolgerung: Mit Aus- und Weiterbildung und Gestaltungsmöglichkeiten der Jobs gäbe man dem Personal Anreize und Perspektiven, um bei der Stange zu bleiben.
Dass die Gemeinde als Verwaltungsbetrieb nicht gleich reagieren kann auf die Zwänge des Arbeitsmarkts wie ein Privatunternehmen sei klar, so Adrian Ritz. «Es braucht Leute, die in diesem Umfeld der öffentlichen Verwaltung arbeiten wollen, weil sie mit dem Groove zurecht kommen. Diese Motivation zu fördern, könnte sehr hilfreich sein, die Personalprobleme zu lösen».