Markus Lehmann betreibt im Berner Matte-Quartier ein Gewürzgeschäft. Von der Idee, Parkplätze aufzuheben, hält er nicht viel: «Man muss schon jetzt immer mühsam suchen, bis man einen Parkplatz findet.» Normalerweise benutze er zwar sein Fahrrad. Für die Anlieferung zu seinem Geschäft brauche er aber ein Auto.
Klimaschutz sei ihm wichtig, sagt Markus Lehmann. Aber: «Es ist auch für die Stadt nicht förderlich, wenn am Ende alle Geschäfte aus der Innenstadt wegziehen.»
Flugreiseverbot für Stadtverwaltung
Diese Woche hat der Berner Gemeinderat in einem Positionspapier verschiedene Massnahmen für einen effizienteren Klimaschutz veröffentlicht. Vor allem im Verkehrssektor – hauptsächlich beim privaten Autogebrauch – sollen die CO2-Emissionen reduziert werden.
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried betont die Wichtigkeit der Massnahmen. Zwar sei die Stadt bei den Sparzielen im Wärme- und Gebäudebereich auf Kurs. Im Verkehrsbereich hinke man den Zielen allerdings hinterher: Die von der Mobilität verursachten CO2-Emissionen sollen deshalb bis 2025 um 45 Prozent sinken gegenüber 2008. Dafür brauche es noch mehr Anstrengungen.
Diese Anstrengungen treffen vor allem die Autofahrer: «Wir wollen erreichen, dass das richtige Verkehrsmittel für den jeweiligen Zweck benutzt wird. Unnötige Autofahrten soll es nicht mehr geben», so von Graffenried. Das bringe etwas für den Klimaschutz, aber auch für die Lebensqualität.
«Alles heisse Luft»
Ganz anders sieht das Bernhard Eicher, der Präsident der FDP-Fraktion im Berner Stadtparlament. Seiner Meinung nach ist die rigorose Parkplatzreduktion heisse Luft. «Es gibt Verkehr, der notwendig ist – denn gewisse Leute sind auf ihr Auto angewiesen. Wenn man jedoch Parkplätze reduziert oder Strassen sperrt, dann suchen diese Leute künftig einfach länger nach einem Parkplatz. Das bringt dem Klima gar nichts.» Die FDP werde nun im Parlament versuchen, auf die Massnahmen Einfluss zu nehmen.
Verständnis in der Altstadt
Doch von Seiten des Gewerbes und der Anwohner gibt es nicht nur Kritik. Barbara Geiser, Präsidentin der Altstadtleiste in Bern, will den Wirtschaftsverkehr ebenfalls nicht behindern. Der Privatverkehr ist ihr jedoch ein Dorn im Auge: «Altstädte sind mittelalterlich, sie können nicht mehr umgebaut werden. Es kommen aber immer mehr Leute in die Altstadt. Daher ist es gut, wenn Platz geschaffen wird.» Damit auch für Anwohner und Touristen das Klima besser wird.