«Wir trauern um unseren Könizbergwald», steht im Inserat, das im Stile einer Todesanzeige daher kommt. Unterschrieben ist es von Manuela Lehmann und ihrem Partner Marcel Ellenberger, dem Besitzer eines Malergeschäfts in Bümpliz. Ellenberger geht täglich in den Könizbergwald – «um Energie zu tanken», wie er sagt. Denn der Wald zwischen Köniz und Bümpliz, zwischen Industrie und Autobahn, sei ein wunderbares Stück Natur.
Sanfter abholzen?
Doch jetzt sei die Ruhe gestört, findet Ellenberger. Dass die Burgergemeinde seit einigen Wochen intensive Waldarbeiten durchführt, stört Ellenberger. Und nicht nur ihn. Von anderen Spaziergängern habe er viel Unverständnis gehört. Nach seinem Inserat hat er Dankesanrufe von Fremden erhalten. «Wir wollten ein Zeichen setzen», so Ellenberger. Die Arbeiten würden Tiere vertreiben und ein wüstes Waldgebiet hinterlassen. «Warum kann man nicht sanfter eingreifen», fragt Ellenberger.
Der Wald wird ökologisch wertvoller sein als vorher.
Die Antwort weiss Stefan Flückiger. Er ist Forstmeister bei der Burgergemeinde Bern, die Besitzerin ist des Könizbergwaldes. «Der Wald wird nach heutigen Produktionsmethoden bewirtschaftet, das verändert nun mal das Bild», sagt er. Man soll doch die Bewertung dann vornehmen, wenn die Arbeiten abgeschlossen seinen. Dann würden die Leute nämlich einen gesunden Wald antreffen: «Wenn wir hier abholzen, so bringen wir mehr Licht in den Wald. Das ist auf mehreren Ebenen positiv.» Junge Bäume und Pflanzen könnten nachwachsen, es entstehe eine grosse Biodiversität und mehr Rückzugsorte für Tiere, so Flückiger. «Der Wald wird ökologisch wertvoller sein als vorher.»
Kein Reservat
Für den Inserenten Ellenberger könnte der Wald allerdings ganz grundsätzlich weniger unterhalten werden, so dass er wieder urtümlicher wird. Hier winkt Forstmeister Flückiger ab.
Der Könizbergwald erfülle nicht ausschliesslich den Zweck, den Städtern ein Naherholungsgebiet mit einer unberührten Natur zu bieten. «Da müssen die Leute in eines unserer Reservate, zum Beispiel im Bremgartenwald», sagt Flückiger. Im Könizbergwald werde Holz als Ressource gewonnen – «Holz, das ansonsten von weither importiert werde», so Flückiger. Den Gewinn aus der Holzwirtschaft aber fliesse vollumfänglich zurück in den Wald der Burgergemeinde.
Unverständnis nimmt zu
Dass es Reaktionen gebe, wenn Bäume gefällt werden, ist sich Flückiger bewusst. «Wir haben bereits damit gerechnet, als wir die Arbeiten im Könizbergwald begonnen haben.» Er weiss auch, dass das Unverständnis eher zunimmt. Bald wird gleich am Rand des Könizbergwaldes die Siedlung Ried für 2000 Einwohnerinnen und Einwohner entstehen – Leute, die den Wald sicher auch nutzen werden.