Mitten im Bahnhof Bern ist da diese Figur, die einem ständig anschaut. Egal, ob man von rechts oder von links schaut. Wie kann das sein? Sandro Del-Prete weiss es. Der Berner Künstler hat den «Loubegaffer» geschaffen. Während seines halbjährigen Kunststudiums in Florenz habe er in einem alten Buch gelesen, dass es früher Statuen gegeben habe, die einem nachschauen. «Dieses Geheimnis wollte ich lüften.»
Seit 35 Jahren entführt Del-Prete Besucherinnen und Besucher in seinem Illusoria-Land in Hettiswil bei Hindelbank in die Welt der optischen Täuschungen. «Sehen hat viel damit zu tun, was wir kennen», so Del-Prete. Zum Beispiel in seinem Werk «Die Liebesbotschaft der Delphine»: Kinder sehen darin Delphine, Erwachsene ein nacktes Liebespaar. «Das hat damit zu tun, dass Kleinkinder noch keine Erfahrung mit dieser Art der Liebe haben. Aber was ein Delphin ist, das wissen sie haargenau», erklärt der Künstler.
«Zauberkünstler haben mich immer fasziniert», so Del-Prete. Er habe verstehen wollen, wie es möglich ist, die Sinne so zu täuschen, dass man bestimmte Dinge nicht nachvollziehen kann. Genau das tut er jetzt in seinen eigenen Werken. Als Zauberer sieht er sich selber aber nicht: «Ich habe mich auf Bilder spezialisiert. Aber dort zaubere ich vielleicht auf meine Art.»
Werke von Sandro Del-Prete erschienen im Buch «Grosse Meister der optischen Illusionen» des US-Autoren Al Seckel, neben den Werken von M.C. Escher und Salvador Dalí. Im Ausland ist der Berner wohl bekannter als in der Schweiz. «Ich habe mich damit abgefunden», so der 80-Jährige. «Es ging auch anderen Künstlern so: Viele Alte Meister wurden erst berühmt, als sie gestorben sind.»