Da erfüllt sich der Traum eines jeden Architekten und einer jeden Planerin: Auf der grünen Wiese soll ein neues Stadtquartier entstehen, an zentraler, gut erschlossener Lage. Der Überbauung des Vierer- und Mittelfeldes hat das Stimmvolk im Juni 2016 zugestimmt.
Derzeit läuft der Planungswettbewerb. «Wir wollen, dass das neue Quartier lebt, und das vom ersten Tag an», sagt Stadtpräsident Alec von Graffenried. Daher sucht die Stadt interdisziplinäre Teams aus Architekten, Soziologen, Verkehrs- und Landschaftsplanern. Sie sollen den neuen Stadtteil planen und erste Ideen entwickeln, wie einzelne Häuser aussehen könnten.
Vorbilder für den neuen Stadtteil sind das benachbarte Länggassquartier oder das Breitenrainquartier – Quartiere mit hoher Dichte und einer vielfältigen Nutzung, wo gewohnt, eingekauft, gearbeitet und die Freizeit verbracht wird. Jüngste Beispiele des Quartierbaus in Bern erreichten diese urbane Vielfalt nicht. Die Quartiere Schönberg Ost oder Brünnen sind überwiegend Wohn- und Schlafquartiere geworden.
Jürg Sulzer, Berner Stadtplaner von 1983 bis 2004, kritisiert diesen Umstand vor allem am Quartier Brünnen im Westen von Bern. Der Grundriss des Quartiers sei gut geplant, aber später seien die Architekten zu sehr in den Siedlungsbau abgedriftet. «Es ist kein Stadtteil entstanden in Brünnen», sagt Sulzer. Die Häuser seien auf die Wohnnutzung ausgerichtet und nicht auf die Umgebung als Lebensraum.
Wir können Stadtleben nicht verordnen, aber wir können gute Voraussetzungen schaffen und hoffen, dass ein dichtes Stadtleben entsteht.
Dass ein Stadtteil zu leben beginnt, könne man nicht verordnen, sagt Mark Werren, der aktuelle Stadtplaner von Bern. «Aber wir können gute Voraussetzungen dafür schaffen». Werren spricht von einem durchdachten Netz von Strassen, Plätzen und Bushaltestellen. Man müsse Knotenpunkte definieren, wo es sich später lohnen kann, Läden oder Restaurants zu eröffnen.
Wichtig sei auch eine kleinteilige Parzellierung, damit vielfältige Bauten entstehen könnten. Und schliesslich müsse man bei den Bauherren auch erwirken, Erdgeschosse als öffentliche Räume nutzbar zu machen.