Marco Gurtner ist 26-jährig, stammt aus Thun und ist seit einer Woche offiziell der beste Slampoet der Schweiz. Er holte den Titel an der Schweizermeisterschaft in Luzern. Damit tritt der Kommunikationsstudent in die Fussstapfen von Hazel Brugger, Christoph Simon oder Renato Kaiser – Persönlichkeiten, die sich im Comedy- und Kleinkunstbereich einen grossen Namen gemacht haben.
SRF News: Macht der Schweizermeistertitel im Poetry Slam nun eher Mut oder Druck für die Zukunft?
Marco Gurtner: Beides, würde ich sagen. Einerseits macht es Mut und auch stolz, denn es ist das grösste, was man in dieser Szene erreichen kann. Aber natürlich macht es auch Druck. Wenn ich nun auftrete, gelte ich als Schweizermeister und muss auch in diesem Sinn etwas abliefern können. Aber etwas Druck ist auch gut.
Poetry Slam ist eine Art moderner Dichterwettstreit. Was fasziniert Sie daran?
Im Vergleich zu einer Lesung steht man auf einer Bühne und kann den ganzen Körper einsetzen. Mimik, Tempo, Lautstärke spielen dabei eine grosse Rolle.
Mimik, Tempo und Lautstärke spielen eine grosse Rolle.
Und man bekommt sehr schnell mit, ob man beim Publikum ankommt oder nicht. Es kann sein, dass man Szenenapplaus bekommt. Im Gegenzug erfährt man aber auch sehr schnell, wenn eine Pointe nicht funktioniert.
Rund ein Viertel der Bevölkerung von Thun ist über 65 Jahre alt. Deshalb gilt Thun etwas als Schlafstadt. Wie nehmen Sie ihre Heimatstadt wahr?
Ich habe eigentlich nie begriffen, weshalb Thun als Stadt der Alten gilt. Es gibt ein reichhaltiges Kulturangebot, gerade mit der Café Bar Mokka, die über Landesgrenzen hinaus bekannt ist.
Ich habe nie begriffen, weshalb Thun als Stadt der Alten gilt.
Als Mitarbeiter im Mokka habe ich viele Konzerte erlebt, bei denen nur fünf Leute da waren. Das Angebot ist also da, man müsste es nur nützen. Deshalb macht es mich fast ein bisschen wütend, dass Thun mit diesem Image gestraft wird.
Das Gespräch führte Leonie Marti.