Wer in der Schule reüssieren will, muss früh Gas geben. In der 5. Klasse und im ersten Semester der 6. Klasse entscheidet sich, wer in die Sekundar- und wer in die Realschule kommt. «Ich habe oft gezittert vor den Tests», sagt die Sechstklässlerin Katharina. Sie geht ins Schulhaus Pestalozzi in Bern. Den Druck habe sie sich selber gemacht.
Auch Klassenkollege Lennox wollte ein gutes Zeugnis Ende der 6. Klasse. Pflanzenforscher will er werden. «Ein guter Schulabschluss ist wichtig, wenn man einen guten Job will.» Wenn er sich selber hätte einschätzen müssen, hätte er sich wohl eher etwas zu schlecht beurteilt.
Die Mittelstufenlehrerin Sophie Marti wäre froh, wenn der Selektionsstress wegfallen würde. Die Schülerinnen und Schüler würden oft nur für die Tests lernen. Und wenn der Entscheid gefallen sei, sei der Pfupf oft draussen. «Wer es geschafft hat in die Sek, lässt sich hängen. Wer in die Real kommt denkt, es hat ohnehin keinen Sinn mehr.»
Im Berner Schulkreis Mattenhof-Weissenbühl soll nun das Selektionsverfahren wegfallen. Das soll Druck wegnehmen in der 6. Klasse.
Selektion im Kanton Bern
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Das soll ändern:
Die Schüler teilen sich in den Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Französisch selber in ein Niveau ein. Falls die Selbsteinschätzung nicht stimmt, werden sie spätestens Ende der 7. Klasse umgeteilt.
So ist es heute:
Für den Sekübertritt zählen die drei Fächer: Französisch, Deutsch, Mathematik und auch das Arbeits- und Lernverhalten in der 5. Klasse und im ersten Semester der 6. Klasse. Zweifeln die Eltern die Beurteilung der Schule an, muss der Schüler, die Schülerin zu einer Kontrollprüfung. Das erste Halbjahr in der 7. Klasse ist ein Probesemester.
Weniger Druck für die Lehrkräfte auf der Mittelstufe. Dafür mehr auf der Oberstufe. Das könne gut sein, sagt Oberstufenlehrer Mark Gehring. «Es wird schwierige Elterngespräche geben.» Das nähme man aber in Kauf, damit die Schülerinnen und Schüler weniger Stress hätten vor dem Übertritt.
Sowieso: In der Oberstufe Munzinger gibt es schon länger keine Jahrgangs- und Niveauklassen mehr. Siebt- bis Neuntklässler sitzen in der gleichen Klasse – unabhängig ob Sek oder Real.
Im Schuljahr 2019/20 soll der Versuch starten. Die Erziehungsdirektion des Kantons Bern muss das jetzt noch bewilligen.
Verfahren ist nicht entscheidend
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Daniel Hofstetter forscht an der pädagogischen Hochschule in Freiburg zum Thema Übertritt. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich selber einteilen können, nehme das Druck weg von den Lehrkräften aber nicht unbedingt bei den Eltern. Die Schulkarriere werde aber schon lange vor dem Selektionsverfahren bestimmt. Entscheidend sei, was das Kind für einen sozialen Hintergrund hat. Schon die Kindergärtnerin könne häufig sagen, wo es schulisch hingeht. «Ein Sek-Schüler fällt in der 6. Klasse nicht einfach vom Himmel.» Ob die Chancengleichheit erhöht werde, wenn es kein Übertrittsverfahren mehr gibt, das zweifelt Hofstetter an.
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Das sagen Eltern, Lehrer und Schüler zum neuen Projekt.
12:53 min, aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 02.05.2018.
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