Gesunde Ernährung, kein Fleisch, viel Sport, zurück zur Natur. Bei der Digitalisierung unserer Welt legen immer mehr Menschen den Fokus auf den eigenen Körper: Selbstoptimierung. Diese Grundsätze sind jedoch alles andere als neu.
Schon vor über hundert Jahren hat die sogenannte Lebensreformbewegung ähnliche Rezepte propagiert – auch in der Schweiz. Dies zeigt die neue Ausstellung «Lebe besser! Auf der Suche nach dem idealen Leben» des Bernischen Historischen Museums .
Selbstoptimierung als Antwort auf die Industrialisierung
In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg wurden die Ursprünge dieser Selbstoptimierung gesucht. «Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte diese Selbstoptimierung in Europa einen ersten Boom», sagt Damir Skenderovic, ordentlicher Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg. Schon damals suchten die Menschen die Entschleunigung des hektischen Alltages. «Es war eine Reaktion auf die Technisierung und Urbanisierung der Gesellschaft», so Skenderovic.
Schweiz spielte wichtige Rolle
Die Schweiz sei eine Drehscheibe der Lebensreformbewegung gewesen, sagt Damir Skenderovic. Dabei spielte das Naturistencamp «Die neue Zeit» bei Thielle am Neuenburgersee eine wichtige Rolle.
Viel Sport, keine Kleider, kein Fleisch, kein Alkohol, kein Tabak. Die Naturisten haben klare Regeln. Und die seien bis heute unverändert geblieben, sagt die Historikerin Eva Locher. Sie hat zur Geschichte der Lebensreformer geforscht. Auch die Ausstellung im Bernischen Historischen Museums hat sie mitgestaltet.
Die Lebensreformer in Thielle seien Pioniere gewesen, sagt Locher: «Zum Beispiel die gesunde Ernährung, das Fitness oder die Nähe zur Natur, sind heute in unseren Alltag integriert, ohne dass wir uns bewusst sind, dass diese Ideen schon eine so lange historische Vergangenheit haben.»