Bei den Minderjährigen handelt es sich um sieben Jungen und zwei Mädchen, wie es bei der Medienstelle der Kantonspolizei Bern auf Anfrage hiess. Ebenfalls überprüft wurden neun Erwachsene, darunter eine Frau.
Alle Angehaltenen sind im Kanton Bern wohnhaft. Diese Tatsache lasse aber keinen Rückschluss auf die Zusammensetzung der Demo-Teilnehmer zu, hält die Polizei fest. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause hatte zuvor erklärt, Gewaltbereite aus verschiedenen Schweizer Städten seien für die Krawalle nach Bern gereist.
Kein reines Berner Problem
Die Polizei hält dazu fest, sie könne keine gesicherten Angaben machen. Szenekenner hätten aber «Beobachtungen gemacht, dass an den Kundgebungen auch Personen aus anderen Kantonen teilgenommen haben».
Am Freitag wurden 12 Personen vorübergehend in Polizeiräumlichkeiten gebracht, am Samstag 6. Ob sie mit einer Anzeige rechnen müssen, liess die Polizei am Montag offen. Die Abklärungen seien noch im Gang.
Polizisten nicht mehr im Spital
Bei den Krawallen wurden 11 Personen verletzt, darunter 10 Polizisten. Von diesen befand sich am Montag niemand mehr im Spital. Ob jemand bleibende Schäden davonträgt, ist laut Polizei offen. Gerade bei Laserangriffen seien allfällige gesundheitlichen Folgen nicht sofort eindeutig feststellbar.
Berner Politik rätselt über Motive
«Die linken Argumente sind ein Deckmantel um zu verbergen, um was es wirklich geht: um Gewalt», sagt Stadtrat Manuel C. Widmer von der Grünen Freien Liste (GFL). Für politische Anliegen gäbe es in der Stadt Bern genügend geeignete Möglichkeiten, um sich einzubringen, sagt der Jungfreisinnige Thomas Berger. Deshalb glaubt auch er: Die Demonstranten haben nur Krawall im Kopf. Dennoch stellt sich die Frage nach der Rolle des Kulturzentrums Reitschule.
Für Lea Bill vom Grünen Bündnis würden im Umfeld der Reitschule durchaus politische Themen diskutiert - einen Zusammenhang mit den Strassenschlachten sieht sie allerdings nicht. Ganz anders sieht das Alexander Feuz, Stadtrat von der SVP: er sieht die Reitschule als linkes, ausserparlamentarisches Zentrum, in welches sich Krawallmacher immer wieder zurückziehen könnten.
1. Vom linken Krawall in links-grünen Städten
Viele Schweizer Städte sind politisch links regiert. Das heisse aber nicht, dass links-radikales Gedankengut da grundsätzlich gut gedeihe, sagt Andreas Ladner, Politologe an der Universität Lausanne.Städte böten Platz für verschiedenste Gruppierungen – auch für Autonome mit Krawall-Potential. Doch eigentlich sei es für diese Gruppen einfacher, ihre Anliegen gegenüber bürgerlichen Regierungen in Form von Protesten zum Ausdruck zu bringen. Es überrasche daher – zumindest auf den ersten Blick –, dass in links-grün dominierten Städten Gruppen Widerstand leisten würden, die politisch noch linker anzusiedeln seien. Dies führe dann mitunter auch zu innerparteilichen Konflikten – wie beispielsweise auch in der Stadt Zürich.
Ladner sagt: politisch linke Stadtregierungen machten es durch ihre offene, verhandlungsbereite Politik den Linksautonomen schwieriger, für ihr Anliegen mit Nachdruck einzustehen. Der Umgang mit links-autonomen Gruppierungen sei, so Politologe Andreas Ladner, eine grosse Herausforderung, welches viel Fingerspitzengefühl erfordere.