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Vom Spitzen- zum Breitensport Ein Fitnessgerät aus Münsingen macht Karriere

Erfunden für den Spitzensport, steht der Sensopro nun in Fitnesszentren. Das Gerät profitiert von der Sitzgesellschaft.

2.3 Meter hoch, 1.4 Meter breit, 2.5 Meter lang. Das sperrig wirkende Fitnessgerät wird bald zum tausendsten Mal verkauft. Von der Schweiz aus ist es über Europa nach Amerika, Russland und Afrika, aber auch nach Australien gelangt. Die Veränderungen der Gesellschaft haben dem Gerät Sensopro Aufwind gegeben. Für den Spitzensport konzipiert, erreicht es nun immer mehr die breite Masse.

Ein Gerät steht auch beim Bundesamt für Sport (Baspo) in Magglingen. Anfangs stand das Fitnessgerät im Kraftraum von Swiss Ski. Mit der Zeit verstaubte es dort – die Profi-Skifahrerinnen und Skifahrer nutzten es nicht mehr. Darum wurde es in den Fitnessraum der alten Sporthalle verschoben – dort trainieren auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Das Gerät hat für Spitzensportler Limiten», sagt Fabian Lüthy, Trainingswissenschaftler am Baspo.

Innovation passiert im Spitzensport, die Anwendung dann im Breitensport.
Autor: Fabian Lüthy Trainingswissenschaftler Baspo Magglingen

Das Gerät wurde ursprünglich für Leistungssportler konzipiert. Weil es die Sensorik aber nicht sportartspezifisch trainiert, werde das Gerät in den nächsten Jahren im Spitzensport nicht Fuss fassen, meint Lüthy. Dafür aber im Breitensport. Das sei oft so: «Innovation passiert im Spitzensport, die Anwendung dann im Breitensport.»

Gesellschaft hat sich verändert

Genau dies ist bei Sensopro passiert. Für Spitzensportler konzipiert, steht das Gerät nun in vielen Spitälern, Physiotherapiezentren und vor allem in Fitnesszentren. «Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung steigt.» Die Gesellschaft sitze mehr, als sich zu bewegen, und da werde die Qualität der Bewegungen immer wichtiger, meint Lüthy. Statt mit schweren Gewichten oder die Ausdauer zu trainieren, trainiere man öfter auch das Gleichgewicht, die Koordination, die Sensorik.

Alles begann mit einer schlechten Schulnote

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Der Berner Kaspar Schmocker hat das Gerät entwickelt
Legende: Marielle Gygax/SRF

Entwickelt wurde das Fitnessgerät 2008 von Kaspar Schmocker während seinem Sportwissenschaftsstudium an der Universität Bern. Für seine Arbeit erhielt er aber eine schlechte Note. «Wohl eine der schlechtesten in meiner ganzen Uni-Karriere.» Es sei realitätsfern, habe es zu Recht geheissen, meint Schmocker. Das Projekt blieb dann auch rund sieben Jahre in der Schublade, bis er es an der Fitnessmesse in Köln präsentieren konnte. «Da hat sich unsere Denkweise verändert», und die Produktion habe begonnen.

Heute wird das Gerät in Münsingen produziert und in die ganze Welt verkauft. Mittlerweile aber nicht mehr nur im Spitzen-, sondern immer mehr im Gesundheits- und Breitensport. Dafür will Schmocker es auch weiterentwickeln. Zum Körper soll auch das Gehirn trainiert werden. «Während dem Training wird man Quizzfragen beantworten können.» Damit solle das Training mehr Spass machen.

Der Trainingswissenschaftler Fabian Lüthy vom Bundesamt für Sport hofft, dass solche Gleichgewichts-Trainings Zukunft haben. «Die Sensorik nimmt im Alter ab.» Da die Gesellschaft immer älter wird, werde der Stellenwert des Koordinationstrainings immer wichtiger, meint Lüthy. Mit welchem Gerät dies jedoch passieren wird – ob mit dem Sensopro oder einem anderen Gerät – werde der Markt zeigen.

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