So hat es am 24. September 1993 in Brig ausgesehen
Es war am Nachmittag, kurz nach 16 Uhr, als die Saltina bei der grossen Brücke über die Ufer trat. Angestaute Steine und Bäume hatten den Durchlass unter der Brücke verstopft. Innerhalb von Minuten wurde die Bahnhofstrasse in einen Wildbach verwandelt.
Die ganze Nacht brachte der Wildbach Steine und Geröll in die Stadt. Erst gegen Morgen gelang es den Einsatztruppen, dem Wasser einen Abfluss unter der Brücke zu öffnen und so weitere Zerstörung zu stoppen.
Schutt und Steine lagen zwei Meter hoch
Am Morgen danach zeigte sich das Ausmass der Katastrophe. Der Stadtplatz und die Bahnhofstrasse waren fast zwei Meter hoch mit Schutt, Steinen und Schwemmholz aufgefüllt.
Die Keller und die Geschäftsräume waren aufgefüllt mit allem, was der Wildbach am Abend und in der Nacht mit sich brachte. Die Briger trauten sich nur zögernd aus ihren Häusern und standen staunend machtlos vor der Zerstörung. Zwei Frauen kostete das Unwetter ihr Leben. Sie schafften es in der Nacht nicht mehr, ihr Geschäft zu verlassen.
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Bild 1 von 10. Mit schweren Maschinen wird Brig von den Schlammmassen befreit. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Riesige Steine und Holz verwüsteten am 24. September 1993 dieses Restaurant in Brig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Die Saltina verwüstete am 24. September 1993 die Innenstadt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Als der Pegel der Saltina sank, zeigte sich das ganze Ausmass der Verwüstung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Der Bahnhof von Brig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Das Unwetter am 23. September 1993 verursachte riesige Schäden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Die Saltina, zurück im Flussbett. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Der Bahnhof von Brig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Nach dem Unwetter vom 23. September 1993 erhielt Brig die Saltina-Brücke. Steigt der Fluss an, kann die Brücke (Bild vom Oktober 2000) angehoben werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Brig heute mit viel Platz und ohne Verkehr. Bildquelle: SRF.
Es dauerte Wochen, bis die Einsatztruppen mit grosser Unterstützung der Armee es schafften, die Schuttmassen aus der Stadt zu bringen. Die Bahnhofstrasse und der Stadtplatz boten auch dann noch ein Bild der Zerstörung. Die Geschäftslokale waren dunkle Löcher ohne Licht und Bestimmung.
Es dauerte mehr als ein Jahr, bis die Strassen und Geschäfte wieder aufgebaut waren. Die Stadtverwaltung nahm die Katrastrophe als Chance und beschloss im Notrecht, den Stadtplatz zur autofreien Zone zu machen und ihm ein neues Gesicht zu geben.
Nach dem Unwetter ist Neues entstanden
Das Zentrum des Oberwallis sei heute viel städtischer als vor 20 Jahren, findet Stadtpräsident Louis Ursprung: «Das Unwetter hat viel zerstört und die Patina weggeschwemmt.» Andererseits sei es gelungen, die Innenstadt zu modernisieren.
Grosse Teile des Stadtzentrums von Brig sind seither autofrei, was von vielen Einheimischen als Qualität wahrgenommen wird. Die Stadtgemeinde hat die Änderung des Verkehrsregimes damals per Notrecht verfügt. Auf die gleiche Grundlage gestützt liess der Gemeinderat Häuser total umbauen oder gar abreissen und zahlreiche Bäume fällen. Das polarisiert bis heute: «Mir fehlt das Grün im Zentrum», sagt eine Brigerin im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF.
Stadtpräsident Louis Ursprung, der bereits 1993 im Gemeinderat von Brig sass, findet die Stadtentwicklung jedoch insgesamt gelungen. Die Verantwortlichen hätten nicht die alte Stadt wiederaufbauen wollen, sondern sie neu gestaltet. Das empfinde er auch rückblickend als richtig.