Im Kantonsparlament verfügen die beiden Mitte-Parteien GLP und EVP über 23 der 160 Sitze. Zusammen mit der BDP, die von Politologen auch zur Mitte gerechnet wird, können die Parteien eine Mehrheit kippen lassen. GLP und EVP treten auf einer Listenverbindung zu den Grossratswahlen an. Und beide Parteien kandidieren auch für einen Sitz in der Regierung.
GLP im Aufschwung
2007 wurde die GLP Schweiz gegründet – als Abspaltung der Grünen. Im Kanton Bern ergatterte die GLP 2010 auf Anhieb vier Sitze, 2014 waren es bereits elf Sitze. Diese Tendenz könnte sich auch bein den Wahlen Ende März fortsetzen. Die GLP wird wohl auf Kosten der BDP Stimmen holen und zudem von der Regierungskandidatur ihres Grossrats Michael Köpfli profitieren. Neu mischen auch die Jungen Grünliberalen mit, die mit dem Ziel in die Parlamentswahlen steigen, mindestens einen Sitz zu gewinnen.
Die GLP hat in den letzten vier Jahren im Kantonsparlament eigene Themen gesetzt und damit auf sich aufmerksam gemacht – sei es mit dem Anliegen der Trennung von Kirche und Staat oder mit dem angenommenen Vorstoss, das Veranstaltungsverbot an Feiertagen im Kanton Bern zu lockern. Die GLP will den Atomausstieg gerecht umsetzen, was die Finanzierung und den Rückbau des AKW Mühleberg betrifft, sie will lokale Energieträger nutzen und sieht sich als Vermittlerin zwischen Stadt und Land.
Erstaunliche Konstellation
Die EVP hat zwölf Sitze im Berner Kantonsparlament. Bei den letzten Parlamentswahlen vor vier Jahren hat sie zwei Sitze auf Kosten der BDP gewonnen. Ihr Ziel Ende März ist es, im Wahlkreis Oberaargau einen zusätzlichen Sitz zu bekommen. Um die Mitte zu stärken, ist die EVP flächendeckend eine Listenverbindung mit der GLP eingegangen. Zum Teil aber auch mit der BDP, der CVP und der EDU.
Die Listenverbindung und der gemeinsame Wahlkampf von EVP und GLP erstaunen: Die beiden Parteien haben in grundsätzlichen Fragen zum Teil komplett gegensätzliche (Welt-) Anschauungen. Zum Beispiel, wenn es um Familie und Ehe geht, oder um die Beziehung zwischen Kirche und Staat. Aber nicht nur die EVP, auch die GLP, die BDP und gar die FDP wollen in der Mitte Stimmen holen. Ein Sitzgewinn wird also schwierig.