Er steht ein bisschen quer in der heimeligen Berglandschaft von Vals (GR) – der geplante Turm, aus dem dereinst ein Luxushotel werden soll. Noch besteht er nur auf Papier. Und dass das 381 Meter hohe Gebäude je Realität wird, ist fraglich. Das Projekt muss so viele Hürden nehmen – Experten gehen davon aus, dass es keine Chance hat.
Im Turm sollen Luxus-Suiten angeboten werden – 107 Zimmer auf 82 Stockwerken. Zielpublikum sind schwerreiche Geschäftsleute aus dem asiatischen und arabischen Raum. Die Preise sollen bei 1000 bis 25'000 Franken pro Nacht liegen. Investor Remo Stoffel will offenbar 200 Millionen Franken in das Luxushotel und einen Park investieren. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich 300 Millionen Franken.
«Leute hinterfragen alles»
In New York wurde das Projekt bereits am Montag vorgestellt. Heute wurden die Einwohner von Vals informiert. Geplant hat den Turm der US-Architekt Thom Mayne.
Im Interview mit SRF sagt der Architekt, das Gebäude werde durch die Kraft des Geländes bestimmt. Der Turm sei sehr grazil und durch die Beschaffenheit der Oberflächen nahezu unsichtbar.
Dass das Projekt womöglich gar nicht realisiert wird, kümmert Mayne nicht. «Wenn ich ein Problem sehen würde, wäre ich nicht in den Wettbewerb gestiegen.» Die vielen negativen Reaktionen seien seltsam. Die Leute würden sofort alles hinterfragen, anstatt zu sagen, was für eine grossartige Idee das Projekt doch sei.
Finanzierung steht
An seine Vision glaubt auch Investor Remo Stoffel. «Wir wollen, dass in Vals die Existenzen aufrecht erhalten werden.» Es sei eine neue Form von Hotel und Tourismus, um internationale Geschäftsleute anzulocken – nicht nur beschränkt auf den reinen Ferientourismus. Alteingesessene Valser hätten wohl etwas gegen das Projekt. Aber gerade jüngere Leute mit Familien würden es unterstützen – im Hinblick auf neue Arbeitsplätze.
Die Finanzierung sei zudem gesichert. «Unsere Vermögensverwaltungsgesellschaft hat die Zusage gemacht», sagt Stoffel zu SRF.
Finanzierung hin oder her: Dass der Turm zu Vals dereinst gebaut wird, ist unwahrscheinlich. Dies glaubt zumindest Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. «Das Projekt würde die Raumgesetzgebung sprengen.» Bauten müssten sich gemäss Gesetz in das Ortsbild und die Landschaft einfügen. Das sei gerade in Berggebieten extrem wichtig. «Dieser Turm erfüllt dies in keinster Art und Weise. Man müsste die Baugesetzgebung komplett aus den Angeln heben.»
«Das ist ein Luftschloss»
Zudem könne die Sicherheit nicht gewährleistet werden. Für den Brandschutz müsse Wasser innert kurzer Zeit in die oberen Stockwerke gepumpt werden können. «Wie soll das funktionieren?», fragt Rodewald. Auch eine ausreichende Erdbebensicherung sieht er als nicht gegeben.
Hinzu käme, dass ein Hochhaus in einem Berggebiet das Letzte sei, was der Schweizer Tourismus brauche. Wenn die ausländischen Gäste in die Schweizer Berge kämen, wollten sie nicht irgendwo im 33. Stock wohnen, glaubt Rodewald. Zudem seien Hochhäuser in Berggebieten in den 60er-Jahren «in» gewesen. Heute frage keiner mehr danach.
Und dann würden laut Raimund Rodewald bestimmt die Gäste oder die Valser Einwohner auf die Barrikaden gehen – oder als letzter Ausweg er selbst. «Das ist ein Luftschloss.» Rodewald glaubt, dass Stoffel womöglich ein zweites, redimensioniertes Projekt in der Hinterhand hält, das er einfacher realisieren könne, wenn sein erstes abgelehnt würde. Oder aber er wolle sich mit dem «Turm zu Babel», der wahrscheinlich scheitern werde, gänzlich aus Vals zurückziehen.