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Die Umfahrung, die keine ist La Punt soll untertunnelt werden

Das Engadiner Dorf leidet an Spitzentagen unter Stau. Erleichterung soll jetzt eine Umfahrung für 80 Millionen Franken bringen.

Herzstück ist ein knapp 600 Meter langer Tunnel, der das Dorf La Punt quasi unterfährt. Das erklärt die hohen Kosten von 80 Millionen Franken. Alleine der Tunnel schlägt mit gut 50 Millionen zu Buche. Heute Morgen hat das Tiefbauamt die Unterlagen zur Umfahrung La Punt publiziert.

Fast zufrieden mit der Umfahrung ist Jakob Stieger, Gemeindepräsident von La Punt. Der Gemeindevorstand stünde hinter dem Projekt, die Umfahrung sei wichtig für das Dorf. An Spitzentagen wie Weihnachten, Neujahr oder im Sommer würden sich die Autos im Dorf stauen, es komme zu Unfällen.

Ein Kreisel auf der falschen Seite

Schade sei jedoch, sagt Stieger, dass der Abzweiger ins Dorf unterhalb von La Punt und damit auf der falschen Seite stünde: «La Punt ist vor allem Richtung Oberengadin orientiert. Jetzt müssen alle Einwohner talabwärts einen Umweg machen».

Plan der geplanten Umfahrung
Legende: La Punt soll künftig mit einem Tunnel umfahren werden. Tiefbauamt Graubünden

Bereits 2015 hatte der Kanton eine erste Version des Tunnel-Projekts präsentiert, das die eidgenössische Kommission für Natur- und Heimatschutz (ENHK) kritisierte. Die Umfahrung mit dem Kreisel dem aufgeschütteten Material des Tunnels oberhalb des Dorfs sei eine «schwere Beeinträchtigung» des Dorfbilds von La Punt, das von nationaler Bedeutung ist.

Redimensioniertes Projekt nach Kritik

Der Kanton hat deshalb das Projekt überarbeitet, erklärt auf Anfrage Roger Stäubli, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts. Das Aushub-Material des Tunnels werde nicht mehr vor Ort aufgeschüttet, und sagt der Kantonsvertreter weiter: «Wir haben den Kreisel von der Nord- auf die Südseite verschoben». Dadurch werde das Bauprojekt besser in die Landschaft eingepasst.

A propos Kreuzotter und Kreuz-Enzian

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Blau-violette Kelchblumen
Legende: Wikipedia / BerndH

Ein rund 170 Seiten dicker Umweltverträglichkeitsbericht setzt sich mit den Folgen des Umfahrungsprojekts für Natur und Umwelt auseinander. Dabei kommt das beauftragte Büro zum Schluss, dass durch die Bauarbeiten das Grundwasser und Quellen beeinträchtigt werden. «Durch geeignete Massnahmen», heisst es, könne die Gefährdung jedoch minimiert werden.

Kreuzottern...

Das Büro hat auch untersucht, welche Tiere und Pflanzen vom Bauprojekt betroffen sind. Zwei Beispiele: Die Bauphase soll durch einen Reptilienspezialist begleitet werden um die Kreuzottern zu schützen.

... und Kreuz-Enziane

Betroffen ist auch ein Feld mit seltenen Kreuz-Enzianen, das laut Umweltverträglichkeitsbericht temporär umgesiedelt wird. Ein Teil werde in der Nähe verpflanzt, ein anderer Teil «in Töpfen kultiviert und vermehrt».

Laut Roger Stäubli, dem stellvertretenden Leiter des Tiefbauamts, ergeben sich «mit einer guten Planung kaum Mehrkosten» für solche Schutzprojekte.

Kritik hatten 2015 auch die Umweltverbände geäussert. Nun sagt Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin von «Pro Natura», sie freue sich, dass das überdimensionierte Bauprojekt reduziert worden sei. Noch offen sei aber, ob es weitere Verbesserungen brauche. Das neue Projekt wird nun analysiert.

Der Kanton rechnet mit einer achtjährigen Bauzeit für den Tunnel und eine neue, rund 50 Meter lange Brücke, über den Inn. Wenn alles klappt, dann fahren die Bagger 2020 auf. Damit wird die Umfahrung rund vier Jahrzehnte nach einem Grundsatzentscheid gebaut. 1981 hatte die Bündner Regierung beschlossen, dass La Punt eine Umfahrung bekommen solle.

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs

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