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«Ich habe auch gesagt, dass es mit Sicherheit einen riesen «Mais» geben wird»
Aus Regionaljournal Graubünden vom 01.11.2019. Bild: SRF
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Meinungsfreiheit vs. Fake News Verschwörungstheorie im Bündner Tagblatt sorgt für Kontroverse

Pesche Lebrument, Chefredaktor des Bündner Tagblatt nimmt Stellung zu einem umstrittenen Kommentar in seiner Zeitung.

«Rette sich wer will», unter diesem Titel hat der Lokaljournalist Enrico Söllmann letzte Woche (26.10.2019) eine umstrittene Kolumne veröffentlicht. Er zeichnet darin ein düsteres Bild der Gesellschaft, spricht von Weltverschwörung und findet, nur Gott könne noch helfen.

Der Text gibt in den sozialen Medien und in den Leserbriefspalten zu reden. Sogar ein Regierungsrat, nämlich Peter Peyer von der SP, hat in einem Leserbrief massive Kritik geäussert.

Was darf man sagen, was ist Fake News und wo hört die Meinungsfreiheit auf? Der Chefredaktor des Bündner Tagblatts, Pesche Lebrument, nimmt Stellung.

Pesche Lebrument

Chefredaktor Bündner Tagblatt

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Der 45-jährige Pesche Lebrument war lange Chefredaktor und Moderator bei «TV Südostschweiz». Im Juni wurde er Chefredaktor des «Bündner Tagblatt». Gleichzeitig moderiert er weiterhin Sendungen wie «Südostschweiz Standpunkte».

SRF News: Der Text ihres Journalisten Enrico Söllmann ist umstritten. Haben Sie als Chefredaktor diesen Kommentar vor der Veröffentlichung angeschaut?

Pesche Lebrument: Ich habe den Kommentar kurz vor der Veröffentlichung gelesen und den Journalisten auch darauf angesprochen. Ich wusste, das ist ein Text, der aneckt. Ich habe mit ihm auch über die umstrittenen Passagen diskutiert. Ich wollte von ihm wissen: Gibt es diese Quellen, gibt es diese Aussagen? Ich habe auch gesagt, dass es mit Sicherheit einen riesigen «Mais» geben wird. So ist es dann auch gekommen, alles andere hätte mich auch gewundert – ich mache diesen Job schliesslich schon seit 20 Jahren.

Auf welche Quellen sich der Journalist für seine Aussagen stützt, ist im Kommentar nicht ersichtlich. Dennoch haben sie entschieden, den Text zu publizieren. Warum?

Es geht eigentlich genau um die Kernfrage, die jetzt auch in den Leserbriefen im Bündner Tagblatt zum Ausdruck kommt. Darf man in einer Demokratie so etwas schreiben? Nach dem Erscheinen ist etwas Interessantes passiert, es gab neben Kritik auch Zustimmung. Aber vor allem hat es eine Diskussion um Meinungsfreiheit gegeben, so soll es in einer Demokratie auch sein.

Nochmals zu den Quellen. In einer umstrittenen Passage heisst es, eine junge Frau habe dazu aufgerufen Neugeborene anstatt Fleisch zu essen. Für diese Aussage fehlt die Quelle, stimmt das überhaupt?

Inhaltlich bin ich persönlich weit weg von diesem Kommentar, das möchte ich sagen. Zur angesprochenen Passage: Meines Wissens wurde das in den Medien thematisiert. Es gab sicher einen Wissenschaftler – ich glaube ein Schwede – der diese These aufgestellt hat. Es ist, so glaube ich, auch in der Berliner Morgenpost herumgegeistert. Dort habe ich das sicher gelesen – also auch in seriösen Medien.

Auch Regierungsrat Peter Peyer hat sich in einem Leserbrief zum Text geäussert. Er sprach von einem unerträglichen Kommentar, von einer Mischung aus Verschwörungstheorie, religiöser Verklärung und Fake News. Was sagen Sie dazu?

Der Charakter eines Kommentars ist, dass es eine persönliche Meinung ist, es steht auch der Name darunter. Das Bündner Tagblatt ist eine grosse Forumszeitung und ich persönlich bin nicht mit allen Kommentaren einverstanden, respektiere aber andere Meinungen. Auch ich muss manchmal schwer schlucken. Klar, ich könnte alle Stimmen und Kommentatoren auswechseln und nur noch die ins Blatt nehmen, die meine Überzeugung teilen. Allerdings warne ich vor Medien, die nur noch das veröffentlichen, was ihnen passt.

Das Gespräch führte Sara Hauschild.

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