Ein neues Buch beschreibt, wie die Heilquellen in Graubünden in den letzten Jahrhunderten entstanden sind. Und wie sie sich zu veritablen Tourismusbetrieben entwickelt haben. «Das Kurwesen war die erste Form von Tourismus in Graubünden», sagt Autorin Karin Fuchs im Gespräch mit dem Regionaljournal Graubünden.
SRF News: Als ich dieses Buch sah, bin ich fast etwas erschrocken. Es gibt ja unglaublich viele Quellen in Graubünden!
Karin Fuchs: Ja, das ist so. In Graubünden gibt es ausserordentlich viele Mineralquellen. Das hängt mit der Geologie zusammen. Der Bündner Schiefer ist verwittertes Gestein, wo sich das Wasser gut mit Mineralien anreichern kann.
Das Buch handelt von Bädern und Quellen zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. Wenn man heute schaut: sind die meisten Quellen versiegt?
Einige der Quellen fliessen noch. Aber sie fliessen vielleicht in ein verwittertes «Brünneli», wie zum Beispiel das «Schwarzwald-Brünneli» hier, oberhalb von Chur. Man sieht diese Quelle sogar von der Autobahn aus – als rötlichen Punkt. Aber es stimmt, man kennt viele Quellen gar nicht mehr. Es gibt noch Leute, die die Quellen kennen und dort Wasser holen.
Sie haben während sieben Jahren an diesem Buch gearbeitet. Was war für sie die erstaunlichste Erkenntnis?
Die Konstanz vom 16. bis ins 19. Jahrhundert zum Beispiel – wie man die Quellen beschrieben und genutzt hat, hat mich erstaunt. Das Wasser wurde in viel höherem Wert geschätzt als heute, weil Mineralwasser damals einen hohen medizinischen Stellenwert hatte.
Ein Teil des Buches widmet sich den Kuren und dem Tourismus. Wer konnte sich eine solche Kur leisten? Konnte das auch der Normalbürger?
Es war immer das Bewusstsein da, dass diese Quellen Allgemeingut sind. In den Pachtverträgen war oft geregelt, dass Gemeindemitglieder das Wasser kostenlos nutzen durften.
Der Bademeister brachte den Gemeindemitgliedern das Heilwasser zum Baden nach Hause.
In Fläsch zum Beispiel gab es den Passus, dass der Bademeister das Wasser den Gemeindemitgliedern heimbringen musste, wenn diese ein Bad nehmen wollten.
Das Gespräch führte Pius Kessler.