-
Bild 1 von 6. Die Cessna 425 wurde nach dem Absturz am 8. Februar 1994 in Rorschach aus dem Bodensee gehoben, bevor sie per Schiff nach Deutschland transportiert wurde. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 6. An Bord der aus dem Bodensee geborgenen Cessna 425 sind keine Leichen und kein radioaktives Caesium gefunden worden. Hinweise über den Verbleib der Insassen gab es keine. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 6. Der Absturz der Cessna 425 löste wilde Spekulationen in den Medien aus. Bildquelle: Bild.
-
Bild 4 von 6. Laut «Bild»- Zeitung hätte sich eine grössere Menge Caesium aus Russland an Bord der abgestürzten Maschine befinden können. Bildquelle: Bild.
-
Bild 5 von 6. Die Vermissten sollten in einen illegalen Handel mit seltenen Metallen - möglicherweise mit radioaktivem Material aus Osteuropa - verwickelt gewesen sein. Bildquelle: Bild.
-
Bild 6 von 6. Eine Karte aus der Zeitung «Ostschweiz» von damals: Die Fundstelle der Trümmer und die Absturzstelle der Cessna 425 seien nicht identisch. Bildquelle: Ostschweiz .
Mehr als 100 Medienschaffende traten sich auf einem Bodensee-Ausflugsschiff gegenseitig auf die Füsse. Der Grund: Am Abend des 24. Januar 1994 hatte eine aus Prag kommende Cessna ihr Ziel Altenrhein nicht erreicht - sie war vor Rorschach in den Bodensee gestürzt. Zwei Wochen später wurde sie gehoben. In dieser Zeit jagte ein Gerücht das andere; Schlagzeile folgte auf Schlagzeile. Im Rorschacher Kornhaus bezogen nicht nur der Seerettungsdienst und die Kantonspolizei St. Gallen Quartier; das Wahrzeichen des beschaulichen Bodensee-Städtchens wurde von Medienschaffenden aus halb Europa belagert.
Wilde Spekulationen
In den Medien kursierten 1994 wilde Gerüchte über Menschenhandel, radioaktives Material und einen vorgetäuschten Absturz. «Relativ wenige Journalisten mit einigen bösen Titeln haben uns das Leben schwer gemacht», sagt Hans Eggenberger, damals Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, gegenüber der Sendung «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF1. Es sei eine Lawine losgetreten worden, welche die Polizei während mehrerer Tage nicht mehr im Griff gehabt habe.
Versuchte der Pilot eine Notwasserung, wurde gefragt; war der Absturz nur vorgetäuscht, wurde spekuliert; retteten sich die Passagiere mit Fallschirmen, wurde vermutet. Gross war die Überraschung als die Cessna an die Wasseroberfläche gezogen wurde und sich kein Mensch drin befand.
Keine Überlebenschance
Untersuchungen erhärteten die Theorie einer Notwasserung. Vier Tage nach der Hebung wurden zwei Körper im See geortet. Die Behörden gingen davon aus, dass die fünf Insassen - drei Deutsche und zwei Tschechinnen - nach einer Notwasserung im eiskalten Wasser ertrunken sind. Auch der Hund, der sich an Bord befand, hatte keine Überlebenschance.
Für die Staatsanwaltschaft wurde mit dem Abschluss der Untersuchungen die Ansicht bestätigt, dass es für den geheimnisumwitterten Absturz keine technischen Gründe gab, sondern ein Pilotenfehler verantwortlich war. Nur drei der fünf Leichen konnten gefunden werden; der Pilot, eine der beiden Frauen und auch der Hund blieben verschwunden.
Die Suche wurde aufgegeben. Klar war am Schluss nur eines: An allen Spekulationen war nichts dran. Beim Cessna-Absturz habe es sich um einen simplen Flugunfall gehandelt, nicht mehr und nicht weniger, erinnert sich Hans Eggenberger.